Auf Schweizer Strassen sind immer mehr Elektroautos unterwegs. Das sei gut so, es dürften aber auch noch mehr sein. Darauf hat sich Verkehrsministerin Simonetta Sommaruga mit Vertretern der Autobranche sowie von Umwelt- und Wirtschaftsverbänden geeinigt. Beim Gipfeltreffen am Donnerstag waren auch die Kantone und die Gemeinden vertreten.
Der Strassenverkehr war bisher eines der Sorgenkinder, wenn es um die Klimaziele ging. Derzeit liegt der Anteil an Elektroautos immer noch bei bescheidenen 4 Prozent aller Personenwagen. Immerhin: das Jahr 2020 hat einen erfreulichen Fortschritt gebracht: 15 Prozent der neu gekauften Autos in der Schweiz haben einen elektrischen Antrieb. Der Anteil der Neuwagen mit Verbrennungsmotor ist hingegen deutlich zurückgegangen.
Wir waren uns einig: Wir müssen die Ziele erhöhen und das können wir auch, denn die Elektromobilität nimmt rasant zu.
Damit ist das Ziel, das sich der Bund und die beteiligten Branchen und Verbände gesteckt hatten, bereits zwei Jahre früher als geplant erreicht.
Genau in dieser Richtung müsse es weitergehen, so Simonetta Sommaruga: «Wir waren uns einig: Wir müssen die Ziele erhöhen und das können wir auch, denn die Elektromobilität nimmt rasant zu. Wir müssen uns aber auch Ziele setzen in Bezug auf die Lade-Infrastruktur – dass man zum Beispiel vermehrt auch am Arbeitsort das Auto aufladen kann.»
Noch keine konkreten Ziele und Zahlen
Und auch am Wohnort, insbesondere in Mehrfamilienhäusern, brauche es mehr Ladestationen, damit Elektroautos für alle alltagstauglich würden. Im CO2-Gesetz, über das die Bevölkerung im Juni abstimmt, gibt es eine Bestimmung im Klimafonds, die vorsieht, dass Ladestationen in Mehrparteiengebäuden unterstützt werden können. «Das wird uns vorwärtsbringen», ist Sommaruga überzeugt.
«Zudem gibt es private Investoren, die gewillt sind, sich einzubringen. Und wenn wir Investoren, die Nachfrage und das Angebot gut zusammenbringen, haben wir hier einen Markt, der gut funktionieren kann.» Allerdings: Neue konkrete Ziele und Zahlen, bis wann wie viele neue Elektroautos und Ladestationen in Betrieb sein sollen, wurden an dem Treffen nicht beschlossen. Diese sollen dann im Herbst bei einer nächsten Runde vereinbart werden.
Auch keine Vorschriften oder Anreize
Aus ökologischer Sicht schneiden nicht alle Elektroautos gleich gut ab; auch beim Elektro-Antrieb gilt: Kleine Fahrzeuge sind weniger umweltbelastend als grosse, schwere SUVs. Und auch die sogenannten Plug-In-Hybride werden zunehmend kritisch betrachtet – also Autos, die sowohl elektrisch als auch mit Benzin betrieben werden können. Ihr CO2-Ausstoss sei oftmals höher als die offiziellen Werksangaben.
«Die Fachleute sind sich weitgehend einig, dass die Plug-In-Hybrid-Technologie eine Übergangstechnologie ist. Es gibt natürlich auch Organisationen, die der Meinung sind, man soll sofort und ausschliesslich auf vollständig elektrisierte Autos setzen. Das ist jetzt Teil der Diskussion», sagt die Umwelt- und Verkehrsministerin. Neue Vorschriften oder Anreize zur Förderung eines bestimmten Elektro-Antriebs seien aber derzeit nicht vorgesehen.