Monika Walser spricht von einem «Formularkrieg»: «Wir müssen inzwischen fast Experten einstellen, um alle Formulare richtig auszufüllen.» Die Geschäftsführerin von de Sede ist in ihrem Geschäft, der Möbelproduktion, exportorientiert. Der «Formularkrieg» behindere sie stark und verursache Kosten, und das schlage sich auch auf die Preise nieder. «Das ergibt nicht sehr viel Sinn und ist schade», so Walser.
Zu viele gesetzliche Regulierungen
Walser spricht aus, was vielen kleineren und mittleren Unternehmen (KMU) Kummer bereitet: zu viele gesetzliche Regulierungen. Darüber sorgen sich KMU laut NZZ-Sorgenbarometer am stärksten. 59 Prozent erwarten eine verschlechterte Situation.
Susanne Grund bläst ins selbe Horn. «Es ist für uns schwieriger geworden, Produkte auf dem europäischen Markt zur Zulassung zu bringen», sagt die HR-Direktorin von Geistlich Pharma. Der Grund dafür sei, dass die Regulierungen für Medizin-Technikunternehmen in den vergangenen Jahren verschärft worden seien.
Stephan Handschin sorgt sich um Regulierungen im KI-Bereich. Er ist Gründer und Partner der Digitalagentur Unic: «Wir wissen dort noch nicht, wohin die Reise geht, ob wir die Regulierungen einsetzen dürfen und in welcher Form.»
Zudem sorgt er sich um Daten-Privatsphäre, also «welche Kundendaten wie verarbeitet werden dürfen». Das beträfe die ganze IT-Branche stark.
Wenn KMU den Standort Schweiz negativ beurteilten, müsse die Politik das ernst nehmen, sagt Peter A. Fischer, Chefökonom der NZZ. Vor allem angesichts der Investitionsentscheidungen der Unternehmen. Denn die Frage sei: «Bleiben die Firmen am Standort Schweiz oder führt es dazu, dass sie im Ausland investieren?»
Fachkräftemangel und unklares Verhältnis Schweiz-EU
Auf Rang zwei der Sorgenliste folgt der Fachkräftemangel. Ein Drittel der im Barometer befragten Personen sieht auch eine Verschlechterung bei den steuerlichen Rahmenbedingungen und dem Wirtschaftsstandort Schweiz.
Bei den politischen und makroökonomischen Themen werden zwar steigende Zinsen und Inflation immer noch sehr häufig als eine der grössten Sorgen genannt, aber im Vergleich zu 2023 seltener. Zugenommen haben die Sorgen aber beim unklaren Verhältnis zwischen der Schweiz und der EU und beim Ukraine-Russland-Konflikt, die dieses Jahr den zweiten und den dritten Platz belegen.
Wir fahren im dichten Nebel und sehen nur bis zur Frontscheibe.
Edi Fischer, Geschäftsführer der Motorex-Bucher-Gruppe bringt die Unsicherheiten für sein Unternehmen wohl am besten auf den Punkt:
«Wir fahren im dichten Nebel und sehen nur bis zur Frontscheibe. Wir haben keine Ahnung, was kommt.» Zwar seien die ersten Monate des Jahres besser gelaufen als befürchtet, doch man könne nicht voraussehen, was im Herbst passiere.
Trotz Sorgen: 59 Prozent der Schweizer KMU erwarten, dass sie ihre Wettbewerbsfähigkeit in diesem Jahr verbessern.