Zuerst waren Drohnen vor allem ein Spielzeug von Hobbyfotografen, doch inzwischen gibt es immer mehr professionelle Anwendungen – und dabei spielt die Schweiz eine äusserst wichtige Rolle: «Die Schweiz ist ein Pionierland im Bereich der Drohnen», sagte Bundesrätin Doris Leuthard am Drohnenkongress an der ETH Zürich. Diesen Ruf wolle man bewahren und sogar ausbauen.
Spitze in Präzisionsmechanik und Sensorik
Das will auch Roland Siegwart. Der Professor für mobile autonome Roboter an der ETH Zürich betont, dass die weltweit erste Drohne in Zürich abgehoben habe – vor 15 Jahren an seiner Lehrstätte. Seither hätten die beiden ETHs in Zürich und in Lausanne dank ihrer Stärken die weltweit führende Stellung in der Drohnenentwicklung halten können.
Bei der Drohnenentwicklung gehe es um die Präzisionsmechanik sowie um Regelungs- und Sensortechnik – und in allen diesen Bereichen sei die Schweiz stark. «Wir bauen beides: Die Geräte und die dazugehörende Software», sagt Siegwart. «Das ist der Grund, wieso wir viel bessere Geräte bauen als andere.» Letztere würden sich bloss auf eines von beidem spezialisieren: entweder auf die Fluggeräte oder auf die Software.
Tatsächlich gibt es in der Schweiz eine lange Tradition von hoher Präzision in der Mechanik. Hinzu kommen die Innovationen in der Sensortechnik. Aber die Schweiz ist nicht nur in der Drohnenforschung sehr gut aufgestellt, sondern auch in der Entwicklung und Fertigung von neuen Drohnen. Allerdings ist nicht die Massenproduktion eine Schweizer Stärke – diese findet praktisch ausschliesslich in China statt.
Spitze bei den Drohnen für Profis
Die Schweiz sei Spitze bei den Spezialdrohnen für Profis, sagt Siegwart. So gebe es im Drohnenbereich immer wieder neue Start-ups. Ausserdem sieht der ETH-Professor ein grosses Potenzial von noch nicht erforschten Drohnen-Anwendungen. «Ich bin überzeugt, dass die Schweiz hier weiter dabei sein wird.»
Die Drohnen-Regulierung soll viel ermöglichen – und nicht die Entwicklung verhindern.
Inzwischen nimmt auch die wirtschaftliche Bedeutung des Drohnen-Sektors zu. Der Bund schätzt, dass in der Drohnenindustrie inzwischen 80 Firmen entstanden sind, die rund 2500 Arbeitsplätzen geschaffen haben – Tendenz steigend. Deshalb spricht man in Anspielung auf das kalifornische Silicon Valley bereits vom Schweizer «Drone Valley».
Neues Regelwerk für Drohnen und ihre Piloten
Doch je mehr Drohnen in die Luft steigen, desto grösser wird das Risiko von Missbrauch oder von Unfällen. Deshalb sollen sich Drohnen-Piloten künftig registrieren müssen. «Es ist ein wichtiges Anliegen, dass man eine Drohne dem jeweiligen Piloten zuordnen kann», sagt Nicole Räz, Mediensprecherin beim Bundesamt für Zivilluftfahrt BAZL. Dieselben Bestrebungen seien auf europäischer Ebene im Gang.
Die neuen Regeln kommen voraussichtlich bereits im nächsten Jahr. Für Bundesrätin Leuthard ist dabei klar, dass die Drohnen nur so stark reguliert werden sollen, wie unbedingt nötig. Sie nennt als Beispiele Situationen und Orte, wo es gefährlich sein kann – etwa, weil es viele Menschen hat; oder den Bereich, in dem die Persönlichkeitsrechte betroffen sein könnten. «Die Regulierung soll viel ermöglichen – und nicht die Entwicklung von Anfang an verhindern», argumentiert sie.
Behörden, Forscher und Unternehmer sind sich einig: Die Schweiz will bei den Drohnen an der Spitze bleiben. Das «Drone Valley» soll weiterwachsen.