Internationale mächtige Buchungsportale verlangen hohe Gebühren und steuern das Angebot. Plattformen wie Booking oder Expedia sind inzwischen deutlich mehr als reine Suchmaschinen für freie Zimmer – sie haben sich zu eigentlichen Reiseführern weiterentwickelt.
Diese Portale würden zunehmend die Touristenströme in der Schweiz lenken, kritisiert Andreas Züllig, Präsident des Branchenverbands der Schweizer Hoteliers, Hotelleriesuisse. Gerade kleinere und mittlere Destinationen hätten Mühe, da noch mitzuhalten.
Ein «elektronischer Concierge» hilft
Nun will er mit einer Schweizer Online-Plattform auf die ausländische Konkurrenz reagieren. Was in Luxushotels der Concierge ist, soll es ab dem neuen Jahr für die breite Masse im Netz geben. «Discover Swiss» heisst die Plattform. Als Antwort auf die hohen Gebühren der grossen Online-Portale soll ein eigener Marktplatz mit möglichst vielen und vielfältigen Angeboten entstehen.
«Wir müssen den globalen Playern hohe Kommissionen für unsere Produkte und Dienstleistungen bezahlen», sagt Andreas Züllig, «dagegen wollen wir uns wehren mit unserem elektronischen Concierge, der den Gästen hilft, durch die Schweiz zu reisen».
Bund investiert eine Million Franken
Der Bund subventioniert das Projekt mit einer Million Franken aus einem Tourismus-Innovationsfonds. Für den obersten Tourismus-Verantwortlichen beim Bund, Eric Jakob vom Staatssekretariat für Wirtschaft, ist das Projekt vor allem unterstützungswürdig, weil hier viele Destinationen zusammenspannen.
«Es geht auch darum, dass nicht in jeder Ecke der Schweiz das Rad neu erfunden wird», erklärt Jakob. Hier werde eine Basislösung geschaffen, die allen zur Verfügung stehe. Und die Digitalisierung im Tourismus müsse gefördert werden.
Zusätzlich zur Subvention des Bundes haben Hotelier Züllig und seine Mitstreiter nochmals eine Million Franken privat gesammelt. Für ein Projekt in dieser Grösse ist es ein Mini-Budget. Hat man mit zwei Millionen Franken überhaupt eine Chance gegen globale Milliarden-Konzerne?
Hotelleriesuisse-Präsident Züllig sieht sein Portal eher in einer Nische. Man beginne in kleinen Schritten. «Wir fangen mit dem Skateboard an und werden dann irgendwann einmal ein Auto konstruieren».
Strenger Datenschutz
Im neuen Jahr schalten erste Destinationen die neue Plattform auf. Die Gäste werden zu Beginn nicht viel davon merken. Das System läuft im Hintergrund der bereits bestehenden Websites der Tourismus-Destinationen. Doch man wird deutlich mehr massgeschneiderte Angebote vorgeschlagen bekommen.
Denn das System sammelt Daten über die Nutzer. Allerdings nur, wenn man einwilligt. «Wir haben ein nordisches Datenschutz-System, das viel strenger ist», betont Andreas Züllig. «Die Nutzer können auch entscheiden, alles löschen zu lassen». Auch beim Datenschutz wollen sich die Schweizer Hoteliers also deutlich von der internationalen Konkurrenz abheben.