Das Vertrauen gehört mit zum wichtigsten Kapital einer Bank. Es ist die Grundlage für eine funktionierende Beziehung – zu Investoren, mit Kunden und am Finanzmarkt. Doch genau dieses Vertrauensverhältnis ist bei der CS angeschlagen. Ob die SNB-Hilfe nützt, ist noch höchst ungewiss.
Von der Gier der CS-Manager
Ein Handbuch dafür, wie die Bank das Vertrauen zurückgewinnen könne, gebe es nicht, sagt Finanzprofessor Marc Chesney von der Universität Zürich. Er ortet das grösste Problem beim Gebaren der CS-Führung. Es brauche eine andere Mentalität bei den Banken. Noch immer seien die Manager der Credit Suisse zu gierig. Es sei unverständlich, dass das Management kaum Lohneinbussen in Kauf nehmen musste, während die Bank mit dem Rücken zur Wand stehe.
Wir brauchen Leute, die vernünftiger sind und zufrieden sind mit einer halben oder einer ganzen Million pro Jahr. Damit kann man in der Schweiz gut leben
Das sende die falschen Signale aus und untergrabe das Vertrauen bei den Kundinnen und Kunden weiter. «Wir brauchen Leute, die vernünftiger und zufrieden sind mit einer halben oder einer ganzen Million Franken pro Jahr. Damit kann man in der Schweiz gut leben», sagt Chesney. Es sei klar, dass nicht alleine die einzelnen Löhne des aktuellen Managements die Bank Schieflage gebracht hätten, doch die aktuellen Gehälter zeugten nicht gerade von Demut.
Finma und SNB stärken Vertrauen der Kunden
Eine andere Sicht der Dinge vertritt August Benz. Er ist interimistischer Geschäftsführer der Bankiervereinigung. Zu einzelnen Banken, so auch zum aktuellen Fall CS, äussert sich der Branchenverband traditionell nie. Auch nicht zu den Gehältern. Benz betont aber, das Vertrauen in den Schweizer Bankenplatz und damit auch in die Schweizer Banken sei gewährleistet.
«Aus meiner Sicht ist es für einen Finanzplatz zentral, dass die Aufsichtsbehörden entsprechend sicherstellen, dass die Stabilität dieses Finanzplatzes garantiert ist», so Benz. Namentlich die Finanzmarktaufsicht Finma und die Schweizerische Nationalbank. Diese hätten mit ihrer Intervention gezeigt, dass das System funktioniere. «Aus meiner Sicht sind das genau die Elemente, die das Vertrauen der Kunden stärken. Dass man sieht, man ist vorbereitet auf solche Situationen und man dementsprechend auch die Antworten darauf hat.»
Es wird viel Zeit benötigen, um das Vertrauen unter den Kunden und auch die Reputation wieder aufzubauen.
Klar ist: Die SNB-Gelder dienen in erster Linie dem Zweck, die Liquidität der Bank zu stärken und die nervösen Finanzmärkte zu beruhigen. Oder wie es Andreas Venditti, Analyst der Bank Vontobel, sagt: «Kurzfristig ist es wichtig, diese Panik, die sich an den Märkten und unter den Kunden ausbreitet, zu stoppen.» Venditti spricht gewissermassen von einem Befreiungsschlag. Er betont aber: «Es wird viel Zeit benötigen, um das Vertrauen unter den Kunden und auch die Reputation wieder aufzubauen.»
Wie viel Geduld die Kunden und die Märkte überhaupt noch aufbringen möchten, ist ungewiss. Das haben die letzten Tage gezeigt. Und viel Zeit, das nötige Vertrauen zurückzugewinnen, bleibt dem CS-Management nicht.