Zehntausende VW-Angestellte haben am Montag im deutschen Wolfsburg die Arbeit niedergelegt. Erneut. Die Lage ist ernst. Nicht nur stehen Werkschliessungen und Kündigungen im Unternehmen im Raum – die europäische Automobilkrise reisst auch eine grosse Zuliefererindustrie mit in die Tiefe. Laut deutschen Bundesangaben beschäftigt die Auto- und Zuliefererbranche 780'000 Menschen.
Auch in der Schweiz ist diese Branche mit 32'000 Beschäftigten bedeutsam. Hierzulande entstehen unter anderem Werkzeuge, Autoteile und spezifische Software.
Die Dynamik ist raus.
«Die Zeichen stehen nicht positiv im Moment», sagt Peter Fischer in der Sendung «Eco Talk». Er ist Verwaltungsratspräsident des Autozulieferers Fischer Reinach. «Die Nachfrage ist deutlich zurückgegangen. Die Dynamik ist raus. Das macht uns viel Bauchweh.»
Die Schweizer Zuliefererindustrie hat sich stark auf Europa, vor allem auf Deutschland, ausgerichtet. Nun steigt China zur Autonation auf. Allein in den ersten zehn Monaten des Jahres hat das Land 20 Millionen Autos verkauft, davon 5 Millionen Elektroautos.
Wie also kann die Schweizer Industrie davon profitieren? Laut Expertin Beatrix Keim stehen die Chancen für die Schweiz gut. Sie ist Direktorin am Center of Automotive Research in Duisburg und hat für unterschiedliche Autohersteller gearbeitet, auch in China. Sie weist auf den sogenannten Investitionskatalog des chinesischen Handelsministeriums hin. Dieser steuert die ausländischen Investitionen. Keim sagt: «Hier gibt es sehr viel Spielraum für internationale Unternehmen, in China zu investieren.» Auf 75 Seiten komme 119 Mal das chinesische Zeichen für Auto vor. Der Branche wird also eine grosse Bedeutung zugeschrieben.
Zulieferer Peter Fischer versucht, sich von Europa unabhängiger zu machen. China sei aber sehr anspruchsvoll. «Wir brauchen ja starke Partnerschaften mit lokalen Herstellern. Und das ist für uns als KMU mit knapp 400 Mitarbeitern sehr ressourcenintensiv und kostspielig.» Man fokussiere darauf, von der Schweiz aus zu liefern, «deshalb sind für uns Freihandelsabkommen sehr wichtig».
Amag ohne chinesische Autos
Der Schweizer Autoimporteur will sich bisher nicht auf China einlassen, obwohl Geschäftsführer Helmut Ruhl einst dort tätig war. China sei nicht nur der grösste Automarkt, sondern auch der Wettbewerb-intensivste. «Geldverdienen ist nicht mehr so einfach.» Zudem brauche man starke Marken. «Die Menschen müssen Vertrauen in die Marke fassen, insbesondere darin, dass es die Marke in fünf oder zehn Jahren noch gibt», sagt Helmut Ruhl.
Amag fokussiert weiterhin auf VW, von dessen Portfolio Helmut Ruhl überzeugt ist. Beatrix Keim glaubt allerdings, dass die chinesischen Autos «gekommen sind, um zu bleiben». Und auch Zulieferer Peter Fischer hält die Produkte für «sehr, sehr gut».