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Wie viel tun Unternehmen für ihre Netto-Null-Versprechen?
Aus HeuteMorgen vom 13.02.2023. Bild: Keystone/Laurent Gillieron
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Kritik von Wissenschaftlern Grosskonzerne verfehlen ihre Klimaziele

  • Grosse internationale Unternehmen wie Nestlé oder Microsoft wollen keine klimaschädlichen Treibhausgase mehr ausstossen.
  • Was das Ziel Netto-Null jedoch genau heisst, ist umstritten.
  • In einer neuen Studie kritisieren Klimawissenschaftler die Netto-Null-Versprechen als irreführend.

Immer mehr Unternehmen weltweit wollen Netto-Null-Emissionen. Dazu gehören unter anderem der Logistikkonzern Maersk, der Software-Riese Microsoft oder Nestlé, der grösste Lebensmittelproduzent der Welt.

Die Frage, was Netto-Null aber genau bedeutet, ist allerdings umstritten. In einer neuen Studie kritisieren Klimawissenschaftlerinnen und -wissenschaftler die Netto-Null-Versprechen nun als irreführend.

Ein Kraftwerk bei Sonnenaufgang
Legende: Laut Studie verringern die untersuchten Firmen nur einen Teil ihres Treibhausgas-Austosses. Keystone/Julian Stratenschulte (Symbolbild)

Reena Skribbe von der deutschen Denkfabrik New Climate Institute ist Co-Autorin der Studie und erklärt, was sie mit irreführend meint: «Es ist irreführend, wenn man Konsumentinnen und Investoren vorgibt, dass ein Produkt oder eine Dienstleistung keinerlei negative Klimaauswirkung hat, wenn das de facto nicht stimmt.»

Die 24 Unternehmen, deren Klimapläne in der neuen Studie untersucht wurden, wollten bis 2050 tatsächlich nur rund ein Drittel ihrer CO₂-Emissionen reduzieren, so Skribbe. Den Rest würden sie kompensieren, beispielsweise, indem sie Bäume pflanzen.

Skribbe betont, dass das aber etwas ganz anderes sei. «Wenn sich alle Unternehmen mit ihrer Kompensationsstrategie ein Beispiel an den untersuchten 24 Unternehmen nehmen würden, bräuchten wir zwei bis vier Planeten, um diese ganzen Versprechen durch Kompensation zu erfüllen.»

Mit den Kompensationsstrategien bräuchten wir bis zu vier Planeten, um die Reduktionsversprechen zu erfüllen.
Autor: Reena Skribbe Wissenschaftlerin New Climate Institute

Die Studien-Autorinnen und -Autoren betonen, dass CO₂-Kompensieren deshalb nur dann zur Option werden dürfe, wenn alle Reduktionsmöglichkeiten ausgeschöpft seien.

Nestlé: «Wir haben Fortschritte gemacht.»

Nestlé-Sprecherin Inge Gratze weist die Kritik entschieden zurück: «Wir haben nachweisbare Fortschritte gemacht. 2019 haben wir den Höchststand der CO₂-Emissionen überwunden. Seither reduzieren wir den Ausstoss kontinuierlich.»

Verschiedene Nestlé-Lebensmittelprodukte auf einem Tisch in einem Labor.
Legende: Nestlé forscht schon seit längerem an natürlichen oder recyclebaren Verpackungen für ihre Produkte. Keystone/Laurent Gillieron (Archiv)

Die Studie unterschätze sowohl die Bemühungen von Nestlé, mehr CO₂ in der Natur zu speichern, als auch die absoluten Reduktionsziele des Unternehmens, betont Gratze. «Nestlé hat sich zum Ziel gesetzt, die absoluten Emissionen bis 2025 um 20 Prozent zu reduzieren und bis 2030 zu halbieren.»

Nestlé will die absoluten CO2-Emissionen bis 2030 halbieren.
Autor: Inge Gratze Sprecherin Nestlé

Es steht also Aussage gegen Aussage. Nestlé hält an seinen kurzfristigen Reduktionszielen fest, das New Climate Institute wirft dem Lebensmittelproduzenten und weiteren Unternehmen Greenwashing vor.

Eine einheitliche Definition zum längerfristigen Netto-Null-Ziel bis 2050 und wie viel Kompensation dabei erlaubt ist, täte Not.

HeuteMorgen, 13.02.2023, 6 Uhr

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