Es ist der Stoff, aus dem Krimis gemacht sind: Es geht um Milliarden, um Gier und um eine Ex-Geliebte als Hauptzeugin. In den USA ging ein filmreifer Gerichtsprozess zu Ende. Es handelt sich um einen der grössten Betrugsfälle der US-amerikanischen Geschichte.
Hype um Kryptowährungen half beim Betrügen
Die Geschworenen sind sich einig, dass Sam Bankman-Fried 8 Milliarden Dollar von Kunden veruntreut hat. Er habe das Geld von seiner Kryptobörse FTX auf seinen Hedgefonds Alameda umgeleitet, um zu spekulieren und sich einen aufwendigen Lebensstil zu finanzieren. Zum Beispiel ein Penthouse auf den Bahamas für 30 Millionen Dollar. Das Strafmass wird erst Ende März verkündet, es drohen ihm bis zu 110 Jahre Gefängnis.
Der eigentliche Betrug hat mit Kryptowährungen nichts zu tun. Es ist, wie wenn wir unser Geld einer Bank geben, und diese Bank das Geld dann ohne unser Wissen weitergibt an eine andere Firma, und die dann damit macht, was sie will. Dass das Geld von einer Kryptobörse aus verschoben wurde, hat aber schon mit eine Rolle gespielt. Als Sam Bankman-Fried mit FTX gross wurde, da war der Hype um Kryptowährungen in vollem Gange. Das hat Sam Bankman-Fried ausgenutzt, um viele Leute davon zu überzeugen, in seine neue Kryptobörse FTX zu investieren.
Nicht auf die Anwälte gehört
Seine Anwälte haben ihm davon abgeraten, selber vor Gericht auszusagen. Sam Bankman-Fried hat es trotzdem gemacht: Er habe einfach schlechte Geschäftsentscheidungen getroffen, als Unternehmer versagt, aber nicht betrogen.
Die finanzielle Lage im eigenen Unternehmen habe er nur teilweise verstanden. Er gab sich naiv und ahnungslos, widersprach damit aber eigenen Aussagen von früher, mit denen die Staatsanwaltschaft ihn in einem Kreuzverhör konfrontierte. Insgesamt antwortete er auf rund 140 Fragen immer gleich: Er könne sich an seine eigenen Aussagen von früher nicht erinnern.
Da war es für die Geschworenen nicht schwer, sich von den Argumenten der Hauptzeugin überzeugen zu lassen: Caroline Ellison, sie war Chefin von Alameda und seine Ex-Geliebte. Bankman-Fried habe nicht nur von den abgezwackten Geldern gewusst, sondern den Betrug auch selber in Auftrag gegeben. Er habe sie zum Beispiel beauftragt, für Investoren die Bilanzen zu fälschen.
Neben seiner Ex-Geliebten belasteten ihn auch zwei weitere Mitgründer und ehemalige Freunde schwer. Alle drei haben ihre Schuld zugegeben und kooperieren jetzt mit den Behörden.
Als Weltverbesserer glaubwürdig im Silicon Valley
Es verwundert immer wieder, weshalb Anlegerinnen und Anleger auf solche Betrüger hereinfallen. Blinde Gier ist eine Erklärung. Als plötzlich viel Geld in die Krypto-Branche floss, wollten viele Anlegerinnen und Anleger auch ein Stück vom Kuchen, und hatten Angst, zu spät auf einen lukrativen Zug aufzuspringen.
Sam Bankman-Fried hat sich aber auch vermarktet: als Nerd mit Wuschelkopf und einem Mathematikabschluss von der Eliteuniversität MIT. Er gilt als blitzgescheit und hat mit seiner kuriosen Art authentisch auf Anlegerinnen und Anleger gewirkt.
Auch ist er Anhänger des effektiven Altruismus, einer Bewegung, die so viel Geld wie möglich und so schnell wie möglich verdienen möchte, um damit dann der Allgemeinheit zu helfen. Die Flüge im Privatjet und ein teures Penthouse auf den Bahamas, auch für seine Eltern, haben nicht zu diesem Image beigetragen.