Beginnen jetzt die Krypto-Dominosteine endgültig zu kippen? Der Bitcoin ist unter den wichtigen psychologischen Schwellenwert von 20’000 US-Dollar gefallen. Auch die andere grosse Kryptowährung, Ether, büsste einen Grossteil ihres Wertes ein. Finanzanalysten prophezeien deshalb weitere Panikverkäufe auf dem Kryptomarkt.
Jetzt, wo die Märkte abrutschen und Inflation die Weltwirtschaft plagt, sind risikoreiche Kryptowährungen die ersten Vermögenswerte, die verkauft werden. Anders als von gewissen Kryptoenthusiasten oft behauptet, entwickeln sich Kryptoanlagen parallel zu traditionellen Aktienmärkten – und momentan sind alle Märkte unter Druck. Denn: Weltweit erhöhten Zentralbanken diese Woche ihre Zinsen, um gegen die Inflation anzukämpfen.
Kryptokrise folgt auf Häufung von Kryptopannen
Damit ist die Zeit des vielen billigen Geldes vorbei und deshalb werden Anleger jetzt noch vorsichtiger und meiden risikoreiche Vermögenswerte. Dazu gehören Kryptoanlagen wie Bitcoin genauso wie Tech-Aktien. Der Rückschlag auf dem Kryptomarkt entspricht dem Ausverkauf auf den traditionellen Anlagemärkten. Dabei hat die Kryptowelt schon genug eigene hausgemachte Probleme. Die Zinserhöhungen kommen nämlich zu einer Zeit, in der sich Kryptopannen häufen.
Letzte Woche teilte das US-Unternehmen Celsius Network mit, dass alle Kontobewegungen vorerst eingefroren werden. Das heisst: Privatanleger können zum Beispiel Bitcoins nicht mehr abheben.
Ausserdem hat Coinbase, die grösste Kryptowährung-Börse in den USA, über 1000 Mitarbeiter entlassen. Das ist ein Fünftel seiner Belegschaft. Coinbase ging zusammen mit anderen einflussreichen Kryptofirmen erst vor wenigen Monaten noch auf Marketingkurs und kaufte Werbespots im Superbowl. Das Motto von damals: Das Glück begünstigt die Mutigen.
Chance für die Blockchain-Technologie
Mut gehört zu jedem Glücksspiel dazu. Für einige Ökonomen waren Kryptowährungen schon immer eher ein Casino und keine Investition an sich. Dass dieses System jetzt leidet, kann in der jetzigen Situation auch Vorteile für die Realwirtschaft haben. Jetzt, wo das Geld weltweit knapper wird, profitieren Länder vielleicht sogar von der neuesten Kryptokrise, weil Geld und Arbeitskräfte in nützlichere, produktivere Bereiche verlagert werden.
Und wenn die Krypto-Dominosteine weiter fallen, kommt das wahre Potenzial vielleicht schneller zum Vorschein: die Blockchain-Technologie an sich. Also das digitale Grundbuch, das öffentlich alle getätigten Transaktionen fälschungssicher festhält.
Kryptowährungen haben die Blockchain zwar bekannt gemacht, die Blockchain-Technologie ist aber in verschiedenen Branchen einsetzbar, zum Beispiel in der Logistik, der Kunst und der Medizin. Die neueste Kryptokrise darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Technologie vielleicht ganz woanders so richtig erfolgreich sein wird.