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Künstliche Intelligenz Jakob Uszkoreit – Erfinder vom «T» in ChatGPT geehrt

Der Transformer-Technologie-Pionier erhält Mitte Woche den Schweizer Global AI Award. Ein Treffen mit dem Star an der ETH.

Die Künstliche Intelligenz von Chatrobotern wie ChatGPT (Generative Pre-trained Transformer) würde es ohne Jakob Uszkoreit nicht geben. Für seine Technologie erhält er am Mittwoch den Schweizer Global AI Award für ausserordentliche Leistungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz.

Schweizer Global AI Award

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Der Schweizer Global AI Award wird verliehen von der 2017 gegründeten, gemeinnützigen «Mindfire Siftung». Und zwar in Zusammenarbeit mit Vertretern der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) und der ETH Zürich. Die Stiftung ist operativ tätig in den Bereichen Bildung, Forschung und Wissenschaft, Kultur und Kunst. Ihr Zweck ist nach eigenen Angaben die Forschung im Bereich Künstliche Intelligenz mit dem Ziel, diese herzustellen (Building Artificial Organism) oder neue Erkenntnisse hierzu zu gewinnen. (Quelle: Mindfire)

Schon am Montagmorgen standen die ETH-Studierenden Schlange, um Jakob Uszkoreit zu sehen und ein Selfie mit ihm zu machen. Bei seinem Zwischenhalt am ETH AI Center, dem Zentrum für Künstliche Intelligenz, bevor er dann ans WEF nach Davos weiterreiste.

Der Deutsche dürfte im Alltag vielen kaum bekannt sein. Doch es gibt einen guten Grund, weshalb Informatik-Studierende ihn umschwärmen wie Taylor-Swift-Fans: Er legte im Jahr 2017 zusammen mit sieben Kolleginnen und Kollegen den Grundstein für die Generative Künstliche Intelligenz, wie wir sie heute kennen.

Jakob Uszkoreit umschreibt es im Gespräch mit SRF wie folgt: «Der Kern dieses wissenschaftlichen Papiers ist ein recht spezifisches algorithmisches Verfahren, um sogenannte Deep-Learning-Modelle zu implementieren.»

Ein Student konnte in einem normal ausgestatteten Hochschullabor plötzlich Experimente im Bereich der Strukturvorhersage von Proteinen durchführen.
Autor: Jakob Uszkoreit KI-Forscher

Doch es war nicht irgendein algorithmisches Verfahren fürs maschinelle Lernen, sondern eine ganz neue Technik, mit welcher Künstliche Intelligenz plötzlich mehr Kontext verstehen konnte. Die Künstliche Intelligenz wurde effizienter und damit zugänglicher für die Forschung. «Ein Student konnte in einem normal ausgestatteten Hochschullabor plötzlich Experimente im Bereich der Strukturvorhersage von Proteinen durchführen», erzählt Uszkoreit.

Jakob Uszkoreit
Legende: KI-Forscher Jakob Uszkoreit: Dass Künstliche Intelligenz schneller trainiert werden konnte, war auch die Voraussetzung für die grossen Sprachmodelle, auf die zum Beispiel Chatroboter wie ChatGPT aufbauen. Inceptive

Jakob Uszkoreit hat seinen Erfolg auch seinem Vater zu verdanken. Hans Uszkoreit ist ebenfalls eine KI-Koryphäe. Als Jakob zur Welt kam, arbeitete sein Vater in einem kalifornischen KI-Labor. Doch obwohl ihn sein Vater schon früh prägte, wollte sich Jakob Uszkoreit später von ihm abgrenzen. Er studierte an der Universität bewusst Mathematik und mied Fächer mit Künstlicher Intelligenz eher. Heute sagt er: «Man will sich ja auch selbst was beweisen, was bei grossen Fussstapfen unter Umständen schwieriger ist.»

Anfänge bei Google

Und trotzdem ist er später in die Fussstapfen des Vaters getreten, als er 2006 als Praktikant bei Google angefangen hat: Dort hätten ihm Leute nämlich, inspiriert zum Teil durch seinen Vater, zwei Projekte angeboten: eines zu maschinellen Sehens und eines zur maschinellen Übersetzung. Aus letzterem entwickelte sich später das bahnbrechende Google-Forschungspapier über Transformer.

Die gleiche Technologie kann man anwenden, um Medikamente gegen Krebs oder genetische Defekte zu entwickeln oder zu verbessern.
Autor: Jakob Uszkoreit KI-Forscher

Unterdessen arbeitet Uszkoreit nicht mehr für Google. Er hat das Unternehmen 2021 verlassen und das Start-up Inceptive gegründet. Inceptive nutzt Künstliche Intelligenz an der Schnittstelle zur Biotechnologie, um neue Medikamente und Impfstoffe zu erfinden. Die Inspiration dazu kam ihm nach eigenen Angaben während der Corona-Pandemie Ende 2020.

Grosse Pläne mit programmierbaren Molekülen

Mit seinem Start-up will er nun neue Impfstoffe und Medikamente entwickeln und greift dabei erneut auf seine Transformer-Technologie zurück. Sie soll in diesem Fall programmierbare Moleküle entwerfen. Diese werden dann in menschliche Zellen gesteckt und sollen dort merken, ob die Zelle gesund oder krank ist.

Momentan führt das Start-up noch keine Tests am Menschen durch. Es ist noch nicht profitabel, hat aber bereits Millionen an Investorengeldern gesammelt, unter anderem von Nvidia, dem grössten Entwickler von KI-Computerchips.

Echo der Zeit, 20.01.2025, 18:00 Uhr; reim

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