Das ist das Problem: Vor rund zehn Jahren, während der Finanzkrise, wurde der Grundstein für die digitale Währung Bitcoin gelegt. Seither hat der Bitcoin Hochs und Tiefs erlebt. Und er befeuerte den Traum vieler Anleger vom schnellen Reichtum. Doch seit Anfang Jahr hat sich der Kurs mehr als halbiert, von 20'000 Dollar fiel er auf derzeit noch gut 6000 Dollar. Die massiven Wertschwankungen während der letzten Monate haben auch Ängste davor geweckt, dass eine gewaltige Spekulationsblase plötzlich platzen könnte.
Grundsätzlich gilt: Wenn von einem Gut mehr angeboten als nachgefragt wird, sinkt der Preis. Das ist auch bei einer virtuellen Währung wie Bitcoin so, wie SRF-Wirtschaftsredaktorin Charlotte Jacquemart erklärt. «Ob jemand verkaufen oder kaufen will, hängt letztlich davon ab, welchen Wert die Person in einem Bitcoin sieht.» Das sei bei anderen Finanzanlagen gleich. «Wenn ich zum Beispiel glaube, dass eine Aktie zu teuer ist, dann kaufe ich sie nicht.»
Das drückt den Kurs: Viele Aufsichtsbehörden haben angekündigt, sie würden die virtuellen Währungen anders, strenger regulieren. So auch in der Schweiz. «Ein weiterer Grund für den Kurssturz könnte sein, dass die Börsen seit Anfang Jahr sowieso schwächeln», vermutet Jacquemart. Das wirke sich auch auf andere Finanzanlagen wie Bitcoin aus. «Und nach zehn Jahren – also nach der Anfangseuphorie – ist auch eine gewisse Ernüchterung eingetreten.»
Schwerer Stand im Alltag: Bitcoins sind in den meisten Ländern heute noch ein Nischenprodukt. Das sieht auch die Wirtschaftsredaktorin so: «Als Zahlungsmittel hat sich der Bitcoin definitiv noch nicht durchgesetzt.» In der Schweiz könne man erst in einigen Läden und Restaurants mit Bitcoins zahlen. Zwar akzeptieren auch gewisse Verwaltungen Bitcoins für Gebühren, beispielsweise in Zug. Aber: «Wenn an mehr Orten mit Bitcoins bezahlt werden könnte, wäre die Währung heute auch im Alltag schon gewichtiger.»
Sonderfall Venezuela: Beliebt sind virtuelle Währungen in Ländern, in denen das Vertrauen in die Landeswährung verschwunden ist. Ein Beispiel ist Venezuela. Dort ist Bitcoin so etwas wie eine Parallelwährung zum Bolivar geworden. Dieser ist nichts mehr wert, da Venezuela unter einer Hyperinflation leidet. «In einer solchen Situation ist eine Währung wie Bitcoin schon fast ein Segen für die Leute», erklärt Jacquemart. «Wenn das Papiergeld in der Krise steckt, wenden sie sich den virtuellen Währungen zu.»
Blick in die Zukunft: Eine digitale Währung wie Bitcoin sei auch für eine normal funktionierende Volkswirtschaft geeignet, glaubt Jacquemart. «Ob gerade Bitcoin überlebt, weiss ich natürlich nicht. Aber ich bin mir sicher, dass virtuelle Währungen ganz grundsätzlich überleben werden.» Genauso wie die Blockchain-Technologie, die hinter Bitcoin stehe. Denn die dezentral gebaute Technologie werde heute schon in vielen anderen Industrien genutzt.