Am Konjunkturhimmel sind dunkle Wolken aufgezogen. Die europäische und die amerikanische Notenbank haben als Reaktion darauf ihre Zinsen in den letzten Tagen gesenkt. Nicht so die Schweizerische Nationalbank (SNB). Sie zieht nicht nach. Im Gegenteil: Sie lockert gar den Anwendungsbereich ihrer Negativzinsen.
Damit kommt sie – gewollt oder ungewollt – den Banken entgegen: Die hatten in letzter Zeit öffentlich und laut über die Last der Negativzinsen geklagt. Die jährlichen Kosten von zwei Milliarden Franken fallen denn auch durchaus ins Gewicht. Sie zehren noch zusätzlich an den ohnehin schon geschrumpften Bankmargen.
Die Banken freut es
Die Nationalbank will ihr Handeln aber keineswegs als Entgegenkommen für die Banken interpretiert wissen. Und tatsächlich dürfte das öffentliche Wehklagen der Schweizer Banken nur einer von mehreren Gründen gewesen sein, welche die Währungshüter rund um Präsident Thomas Jordan zu ihrem Schritt bewogen haben.
Schon seit mehreren Monaten läuft unter Ökonomen eine Debatte über Kosten und Nutzen dieses unkonventionellen Instruments der Geldpolitik: Helfen Negativzinsen wirklich, Anleger aus Franken-Anlagen zu vertreiben, motivieren sie Unternehmen tatsächlich zu investieren und kurbeln sie effektiv die Wirtschaft an? Oder überwiegen nicht die volkswirtschaftlichen Kosten der Negativzinsen, etwa weil die Vorsorgeinstitutionen unter den gedrückten Anlagerenditen ächzen?
Nützt es oder schadet es mehr?
Es scheint, als habe auch die SNB ihre Kosten-Nutzen-Berechnung rund um die Negativzinsen erneuert. So betont SNB-Präsident Thomas Jordan sehr deutlich, dass er mit seiner jüngsten Massnahme ganz bewusst die Kosten der Negativzinsen auf ein Minimum beschränken will.
Und Jordan kombiniert das mit der ungemütlichen Warnung, dass die Negativzinsen noch sehr lange fortbestehen werden. Diese Erkenntnis ist zwar weder neu noch überraschend. Aber es ist eine schlechte Nachricht für alle Sparerinnen und Sparer sowie für die Vorsorgewerke.
Pulver nicht voreilig verschiessen
Während die europäische und die amerikanische Notenbank ihre Krisenmassnahmen jüngst also ausgeweitet haben, hält die Schweizerische Nationalbank still. Sie wartet ab, behält die noch verbliebenen Kriseninstrumente in der Hinterhand. So will sie gewappnet sein, falls die Schweizer Wirtschaft wider Erwarten doch noch in eine Rezession rutschen sollte.