Aktienfonds und andere Anlagen mit dem Etikett «nachhaltig» verkaufen sich gut. Um rund 30 Prozent sind solche Investments in der Schweiz letztes Jahr gewachsen, auf die stolze Summe von 1500 Milliarden Franken. Das zeigt der jüngste Marktbericht, den der Verband Swiss Sustainable Finance am Montag veröffentlicht hat.
Nachhaltiges Investieren ist ein weites Feld. Es geht um faire Löhne in der Produktion, um Menschenrechte, um den Kampf gegen Korruption in Schwellenländern; und natürlich geht es um den Klimaschutz.
Effektiver ist es, wenn man Fonds wählt, die mit Unternehmen einen Dialog führen und diese gezielt zu verbessern versuchen.
Sabine Döbeli, Chefin von Swiss Sustainable Finance, erklärt, manchmal würden dabei nur die schlimmsten Klimasünder aus einem Anlagefonds ausgeschlossen. Da stelle sich aber die Frage, ob das etwas bewirkt. «Effektiver ist es, wenn man Fonds wählt, die auch einen Dialog führen mit Unternehmen und diese gezielt zu verbessern versuchen.»
Lösungsansatz «Engagement»
Grosskonzerne zum Umdenken bewegen, etwa darauf drängen, dass sie weniger klimaschädigendes CO2 ausstossen: Engagement heisst dieser Ansatz im Fachjargon des nachhaltigen Investierens. Vor allem professionelle Anleger wie Pensionskassen setzen in letzter Zeit vermehrt darauf. Mit gutem Grund nehme das Engagement zu, gerade beim Klimaschutz, sagt Ökonom Timo Busch, Mitautor des Berichts und Uni-Professor für nachhaltige Finanzen in Hamburg und Zürich.
«Wenn man sich die grossen Probleme anguckt, bspw. den Klimawandel, dann ist genau das, was wir brauchen, eine Verhaltensänderung.» Und die könne man nur mit z. B. einem Engagement-Ansatz verfolgen. «Mit einem reinen Ausschliessen von Unternehmen, die viel emittieren, wird man nicht viel bewirken», sagt Busch.
Beträchtlicher Aufwand
Die betroffene Firma müsse den Druck konkret spüren, indem sie zum Beispiel an der jährlichen Generalversammlung öffentlich Rechenschaft über ihre Klimastrategie ablegen muss. Wenn aber dort die Vertreter nachhaltiger Fonds abwesend seien, weil diese keine Aktien der Firma halten, passiere wenig, was den Verwaltungsrat und das Management beeindrucken könnte. Umgekehrt sei aber auch das Engagement mit beträchtlichem Aufwand seitens der Investoren verbunden, sagt Experte Timo Busch.
Wenn man Engagement macht, dann sollte man das auch dokumentieren.
«Wenn man Engagement macht, dann sollte man auch hier dokumentieren.» Was sind die Konsequenzen unseres Engagements? Gibt es Indizien dafür, dass das Unternehmen die gesetzten Themen reflektiert und eingebunden, sich geändert hat?
Engagement zeigt bereits Wirkung
Resultate von Engagement gibt es bereits, auch in der Schweiz. So hat unlängst die Ethos-Stiftung für nachhaltige Entwicklung zusammen mit anderen Investoren bewirkt, dass sich der Zementkonzern Holcim bewegt.
Das Unternehmen hat Ziele für die Reduzierung seiner CO2-Emissionen festgelegt. Holcim will auch einen Teil der Boni fürs Management davon abhängig machen, dass bestimmte Umweltziele erreicht werden.
Wir erwarten jedes Jahr einen Bericht, um diese Fortschritte zu sehen.
Vincent Kaufmann, Direktor von Ethos, freut sich schon auf die nächste Holcim-GV. «Wir erwarten jetzt jedes Jahr einen Bericht, um diese Fortschritte zu sehen.» Wenn der Bericht über die Klimastrategie nicht überzeuge, werde man ihn ablehnen, sagt Ethos-Direktor Kaufmann.
Das Beispiel zeigt: Nachhaltiges Investieren ist anspruchsvoll. Und wer darauf abzielt, dass Firmen effektiv nachhaltiger wirtschaften, kommt um das Engagement als Ansatz wohl kaum herum.