Neun Milliarden für Lufthansa, eineinhalb Milliarden für Swiss und Edelweiss, sieben Milliarden für Air-France-KLM: In ganz Europa stützen Regierungen Fluggesellschaften. Die Argumente ähneln sich, Arbeitsplätze müssen geschützt werden. Und: Fluggesellschaften sind wichtig für den Tourismus, für die Exportindustrie und für die Versorgungssicherheit.
Doch sind diese Argumente auch stichhaltig? Nur zum Teil. Denn keine Fluggesellschaft ist heute «too big to fail». Wenn eine Airline pleitegeht, dann steht die nächste schon bereit.
Genf als Beispiel
Das zeigte sich etwa am Flughafen Genf Ende der 1990er-Jahre. Als sich die Swissair dort zurückzog, waren die Befürchtungen gross – von einem Bedeutungsverlust für den Finanzplatz und der Vernichtung von Arbeitsplätzen war die Rede. Heute zeigt sich: Die Befürchtungen waren unbegründet. Die frei gewordenen Slots wurden rasch unter den anderen Airlines aufgeteilt. Vor allem Easyjet füllte das Vakuum – und ist heute die wichtigste Airline in Genf – und auch in Basel.
Unbestritten ist, dass die Fluggesellschaften eine immer wichtigere Funktion im Gütertransport erlangt haben. Die Entwicklung ist direkt verknüpft mit dem Passagierwachstum. Denn jedes Passagierflugzeug führt auch Frachtgüter mit. Und weil die Flugverbindungen stetig zugenommen haben, ist auch der Gütertransport per Flugzeug immer bedeutender geworden.
Identitätsstiftende Fluggesellschaften
Eine Bereinigung in der Flugzeugbranche hätte zweifellos Auswirkungen auf die Logistik – und die Schweiz als Exportnation wäre davon überdurchschnittlich betroffen – zumindest kurzfristig. Denn auch hier gilt: Wo es eine Nachfrage gibt, entsteht auch bald ein Angebot. Grosse Logistikkonzerne wie FedEx und DHL besitzen schon heute eigene Frachtflugzeuge. Sie könnten ihr Angebot problemlos ausbauen.
Warum also werden die Fluggesellschaften dennoch reihenweise gestützt durch die öffentliche Hand? Das hat nicht zuletzt auch historische Gründe. Noch bis in die 1990er-Jahre gab es praktisch nur staatliche Fluggesellschaften. Sie waren für die jeweiligen Regierungen wichtige Prestigeprojekte. Diese Sicht scheint auch heute noch in den Köpfen vieler Politiker verankert zu sein.
Wenig Elan für nachhaltigere Ideen
Dabei wird oft vergessen, dass staatliche Eingriffe auch eine Chance sein könnten, um die Fluggesellschaften zu einem nachhaltigeren Geschäftsmodell zu bewegen. Frankreich hat seine Kredite an Air-France-KLM nur unter der Bedingung vergeben, dass der Konzern den CO2-Ausstoss bis in zehn Jahren halbiert.
Doch neben Frankreich hat bis jetzt nur Österreich seine Beihilfen an Klimaauflagen geknüpft. Bei den Rettungspaketen für Lufthansa und Swiss sucht man solche vergebens. Aus Sicht der Klimapolitik ist das eine verpasste Chance.