Die Untersuchungen gegen Glencore liefen seit Jahren. Koordiniert von den USA ermittelten die Behörden in Brasilien, Grossbritannien, der Schweiz oder in afrikanischen Staaten wegen Bestechung, Korruption und Marktmanipulation.
Den grössten Teil der Strafzahlung, knapp 1.1 Milliarden Dollar, bezahlt der Zuger Rohstoffkonzern in den USA. Der US-Justizminister Merrick Garland sprach denn auch vom grössten Fall von Preismanipulation, welcher sein Ministerium je untersucht und abgeschlossen habe.
Für Glencore ist der Vergleich ein Befreiungsschlag. Die Ermittlungen schweben schon länger wie ein Damoklesschwert über dem Zuger Bergbau- und Rohstoffhandelskonzern. Gary Nagle ist seit einem Jahr an der Spitze von Glencore. Er hat grosses Interesse daran, das Image des Konzerns aufzubessern und will mit den Altlasten aufräumen.
NGOs kritisieren Geschäfte schon länger
Für eine Stellungnahme war er am Mittwochvormittag nicht zu erreichen. In der Medienmitteilung lässt er sich aber so zitieren. «Wir anerkennen das Fehlverhalten und haben mit den Behörden kooperiert. Diese Art Verhalten hat keinen Platz bei Glencore.»
Ich gehe davon aus, dass es bei der Zahlung von 1.5 Milliarden letztlich um das Vermeiden einer noch grösseren Strafe ging.
Nichtregierungsorganisationen wie Public Eye kritisieren die Geschäfte der Schweizer Rohstoffkonzerne seit Jahren scharf. Das Schuldbekenntnis von Glencore sei nun ein erster Schritt, sagt Oliver Classen von Public Eye: «Es ist vor allen Dingen ein unvermeidlicher Schritt für Glencore, sonst hätten sie ihn auch nicht in der Form gemacht. Ich gehe davon aus, dass es bei der Zahlung von 1.5 Milliarden letztlich um das Vermeiden einer noch grösseren Strafe ging.» Der Konzern müsse nun den Beweis antreten, dass er sich tatsächlich gewandelt habe.
Braucht es eine Rohstoffmarktaufsicht?
Classen nimmt aber auch die Schweizerische Bundesanwaltschaft in die Pflicht. Denn zwei Verfahren gegen Glencore sind nach wie vor hängig, unter anderem wegen ungenügender interner Regeln, um Korruption zu verhindern. «Die Bundesanwaltschaft muss endlich vorwärtsmachen und sich ein Vorbild an den amerikanischen und britischen Behörden nehmen.» Dazu müsse die Politik zur Einsicht kommen, dass es eine Rohstoffmarktaufsicht brauche. «Nämlich eine Behörde, die diesen Hochrisikosektor in den Griff bekommt.»
Auch gegen andere Rohstoffkonzerne sind internationale Verfahren hängig. Sie könnten es dem führenden Konzern Glencore gleichtun und einen Schuldspruch mit einer Geldstrafe anstreben. Die Preise für Rohstoffe sind derzeit hoch, die Kassen der Konzerne sind entsprechend gut gefüllt.