- Knapp 1200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des italienischen Modehändlers OVS haben diese Woche ihre Kündigung auf Ende Juni erhalten.
- Es ist die grösste Massenentlassung im Detailhandel, die die Schweiz je gesehen hat.
- Soziale Abfederungen sieht ihr Noch-Arbeitgeber nicht vor. Trotzdem fordert er auf den letzten Metern noch maximalen Einsatz.
Einen Sozialplan? Nein, den werde es nicht geben, sagt Edwin van der Geest, Sprecher des OVS-Betreibers Sempione Fashion. Für einen Sozialplan, der die wirtschaftlichen Folgen der Kündigung abmildern könnte, sei leider kein Geld da.
«Die Situation ist für die Mitarbeiter sehr schwierig, aber es ist auch so, dass die Firma in einer Liquidation ist. Wir haben kein Geld mehr.» Es wäre ohnehin ein freiwilliges Entgegenkommen des OVS-Betreibers Sempione Fashion gewesen. Einen Anspruch darauf haben die Angestellten nicht. Denn im Textilhandel gibt es keinen landesweiten Gesamtarbeitsvertrag, der entsprechende Ansprüche festlegen könnte.
Mitarbeiter müssen Toiletten putzen
Und freiwillig gibt OVS nicht mehr, als es muss – obwohl hinter dem Mode-Unternehmen potente Investoren stehen, darunter – neben OVS selbst – die Investmentgesellschaft Elarof Trust, das Family-Office der Sandoz-Erben.
Auch Abfindungen für die Mitarbeiter, die zum Teil schon lange Jahre unter der OVS-Vorgängerin Charles Vögele gedient haben, sind nach Auskunft von Sempione Fashion nicht vorgesehen. Sogar den 13. Monatslohn müssen sich Mitarbeiter später aus der Konkursmasse erstreiten.
Bei der Gewerkschaft Unia trifft das auf Unverständnis. Detailhandels-expertin Anne Rubin: «Die Ratten haben das Schiff verlassen. Die kümmern sich jetzt überhaupt nicht mehr.»
Dafür verlangen sie den bald arbeitslosen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern noch eine Menge ab: Sie müssen zum Teil sogar die Toiletten in den Filialen putzen – was ihr Noch-Arbeitgeber gar nicht bestreitet.