Tamedia will fast 300 Stellen abbauen. Das entspricht etwa 20 Prozent der Tamedia-Belegschaft. Es ist der grösste Stellenabbau, seit Tamedia 2019 Teil der Holdingsstruktur der TX-Group wurde. Das trifft den Medienplatz Schweiz hart.
Betrachtet man den Stellenabbau differenziert, dann sieht man: Den grössten Anteil am Stellenabbau trägt das Druckereigeschäft mit rund 200 Stellen. Tamedia schliesst die Druckzentren in der Waadt und in Zürich, konzentriert sich fortan auf den dritten Standort Bern.
Gedruckte Zeitung ist langfristig ein Auslaufmodell
Schon länger ist bekannt, dass sich Tamedia von seinen grossen Druckzentren trennen möchte. Offenbar sind die Versuche einen Käufer zu finden vorerst gescheitert, zwei Standorte werden bis 2026 geschlossen.
Das zeigt: Obwohl die Papierpreise in den letzten Monaten wieder gefallen sind, ist die gedruckte Zeitung nach wie vor zu teuer und auf Dauer wohl ein Auslaufmodell. Es wird nur in der Nische überleben und entsprechend kosten.
Wenn man bedenkt, dass Ringier die grösste Zeitschriftendruckerei in Zofingen in Kürze schliessen wird, verliert die Schweiz mit dem Tamedia-Entscheid nun innerhalb kurzer Zeit einen wichtigen Teil seiner Druckkapazitäten. Eine Zäsur für den Medienplatz Schweiz.
Medienvielfalt schrumpft weiter
Der Entscheid zeigt aber auch: Der Journalismus verliert innerhalb der TX-Group weiter an Bedeutung. Auch wenn der Entscheid aus ökonomischer Sicht nachvollziehbar ist, so hat er doch Konsequenzen für die Medienvielfalt unseres Landes.
Die ohnehin schon schwache Marge von Tamedia ist innerhalb des ersten Halbjahres weiter gesunken. Von 2.7 auf 2.6 Prozent. Das Unternehmen musste handeln.
Online wird die Eigenständigkeit kleiner Marken aufgegeben. Sie werden in die grossen Dachmarken wie «Tages Anzeiger» oder «24 heures» integriert – denkbar etwa als Rubrik. Im Print werden die Titel zwar nach wie vor in gewohnter Vielfalt erscheinen. Der Abbau von 90 Stellen wird sich auf Redaktionsseite aber stark auswirken.
Westschweizer Medien von Zürich aus abgebaut
Überproportional hart dürfte es, wie schon beim Stellenabbau im vergangenen Jahr, die Westschweiz treffen. Denn hier ist der Verlust durch Werbung besonders gross.
Vor rund 15 Jahren hat Tamedia den grössten Westschweizer Verlag «Edipresse» übernommen. Heftige Diskussionen folgten. Gross war die Angst, Zürich werde dereinst über das Medien-Geschehen in der Westschweiz bestimmen.
Nein, werde man nicht, hiess es aus Zürich. Eine eigene Geschäftsleitung in der Romandie werde dies verhindern.
Im Juli wurde bekannt, dass Christine Gabella den Chefposten in Lausanne verlassen wird. Der neuste Abbau dürfte damit von Zürich aus dirigiert und umgesetzt werden.