Wie häufig werden Wellness-Apps genutzt? Für welche Zwecke werden sie am häufigsten genutzt? Welcher Zusammenhang besteht zwischen der Nutzung von Wellness-Apps und dem mentalen Wohlbefinden? Diesen Fragen geht eine neue Studie der Fachhochschule Graubünden nach.
Am häufigsten werden laut Studie Wellness-Apps zur Überwachung von Gesundheitsdaten wie Herzfrequenz, Schrittzahl und Schlafdauer genutzt: 19 Prozent der Befragten nutzen sie täglich, 21 Prozent ein oder mehrmals pro Woche. Gefolgt werden sie von Apps zur Verbesserung der Stimmung und Apps zur Steigerung der körperlichen Aktivität: Sieben Prozent der Befragten nutzen sie täglich, 19 Prozent ein bis mehrmals pro Woche. Am wenigsten werden Apps zur Meditation, Aufzeichnung von Gewohnheiten und Stimmungen genutzt.
Christian Hauser, Mitautor und Professor für Betriebswirtschaft Fachhochschule Graubünden, sagt, die Downloadzahlen von Wellness-Apps hätten in den vergangenen Jahren einen Boom erlebt. Vor allem während der Coronazeit seien sie in die Höhe geschnellt. Und: «Gerade um den Jahreswechsel werden diese Apps häufiger nachgefragt, weil die Leute Unterstützung möchten.»
Am beliebtesten, sagt Hauser, sind Apps zum Schritte zählen, Herzfrequenz messen und zur Schlafkontrolle.
Vielnutzern geht es weniger gut
Die Studienautoren unterteilten die Befragten in Viel- und Wenignutzer. Die Vielnutzer sind unter anderem jünger, arbeiten häufiger Vollzeit, leben vermehrt in Städten und verfügen über ein höheres Bildungsniveau als gelegentliche Nutzer. Laut Studie unterscheiden sich die beiden Gruppen am stärksten in der Häufigkeit, mit der sie Apps nutzen, um ihren Schlaf zu verbessern, Stress und nicht krankheitsbedingte Ängste abzubauen und ihre körperliche Aktivität zu steigern. Die Studie kommt zum Schluss, dass Vielnutzer ein geringeres mentales Wohlbefinden hätten auf der Wellbeing-Skala (23.6 Punkte von 35) als Wenignutzer (26.6).
Christian Hauser sieht zwei mögliche Erklärungen: «Entweder haben die Leute von Anfang an ein schlechteres mentales Wohlbefinden und versuchen damit, ihr Wohlbefinden zu steigern. Das klappt aber nicht.» Der zweite Erklärungsansatz werde auch von Studien gestützt: «Wenn wir uns sehr viel mit digitalen Tools auseinandersetzen, nimmt unser mentales Wohlbefinden ab.» Zu viel Bewegung im digitalen statt im realen Raum sei schlecht fürs mentale Wohl.
Es kommt auf den Match an
Ursula Meidert, Gesundheitssoziologin an der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften, hat sich ausführlich mit Wellness-Apps befasst. Sie sagt, es komme sehr darauf an, ob eine App wirklich zur Person passe, die sie nutze: «Es braucht einen Match zwischen dem, was ich von einer App erwarte und dem, was sie mir bringt.» Und: «Es gibt bessere Apps von der Qualität her in dem Sinn, dass sie Methoden verwenden, von denen man aus normalen Therapien weiss, dass sie wirken.»
Meidert hat Apps untersucht, von den in Studien bewiesen wurde, dass sie wirken. So zeigten sie, dass die Symptome von Stress reduziert werden können, dass die Leute besser konzentrieren und schlafen konnten und motivierter bei der Arbeit waren: «Die meisten Apps wurden aus Programmen entwickelt, die es auch offline gibt», sagt Meidert.