Wie steht es um den Nachrichtendienst Twitter, ein halbes Jahr nach der Übernahme durch Elon Musk? «Der grosse Absturz von Twitter ist nicht eingetreten», sagt Jürg Tschirren, SRF-Digitalredaktor. Der Nachrichtendienst funktioniere, aber unzuverlässiger als früher, es gebe immer wieder Pannen und Probleme.
Eine der gravierendsten Pannen bei Twitter war, dass Nachrichten, die nur für Freundinnen und Freunde gedacht waren, plötzlich auch anderen gezeigt wurden.
Welche Probleme treten auf? Nutzerinnen und Nutzer berichteten immer öfter darüber, dass ihnen Inhalte angezeigt würden, die sie nicht sehen wollten, sagt der Digitalredaktor. Weiter gebe es Meldungen, dass sich Leute nicht bei ihrem Konto anmelden könnten. «Eine der gravierendsten Pannen war, dass Nachrichten, die nur für Freundinnen und Freunde gedacht waren, plötzlich auch anderen gezeigt wurden», sagt er. Diese Panne habe bei vielen Nutzerinnen und Nutzern Zweifel aufkommen lassen, wie sicher persönliche Nachrichten auf Twitter überhaupt seien.
Wie kann es zu solchen Pannen kommen? Twitter hat im letzten halben Jahr 80 Prozent der Belegschaft entlassen, anstatt der rund 7500 Mitarbeitenden arbeiten nur noch um die 1300 Personen dort. Es sei schwierig zu beurteilen, wie zuverlässig sich die Verbliebenen noch um die Sicherheit und um die Funktion der Plattform kümmern können, so Tschirren.
Wie geht es Twitter nun finanziell? Twitter ist ein privates Unternehmen. Es muss keine regelmässigen Geschäftszahlen veröffentlichen. Die letzten erhältlichen Zahlen sind vom zweiten Quartal von 2022, und da machte Twitter einen Verlust von 270 Millionen Dollar. Werbekunden, die nach der Übernahme durch Musk abgesprungen seien, seien zurückkehrt, behauptet Elon Musk. So sei das Unternehmen daran, im nächsten Quartal Gewinn zu machen. Allerdings gehe auch das Gerücht um, Musk selbst habe zu seinen Angestellten gesagt, Twitter sei nur noch rund die Hälfte von dem Betrag wert, den er dafür bezahlt habe, so Tschirren.
Hat Musk neue Verdienstmöglichkeiten mit Twitter eingeführt? «Nein», so Tschirren, und der Plan, die Nutzerinnen und Nutzer dazu zu bewegen, acht Dollar im Monat für ein verifiziertes Konto zu bezahlen, gehe offenbar auch nicht auf.
Ein verifiziertes Konto erkennt man am an dem weissen Häkchen auf blauem Grund, das neben dem Konto-Namen steht. Es wird geschätzt, dass etwa nur zwei Promille der Twittergemeinde bereit sei, diese Abogebühr zu bezahlen. Und auch viele Unternehmen seien nicht bereit, die 1000 Dollar zu bezahlen, die ein verifizierter Account für eine Organisation kostet. Allerdings haben anscheinend Konten, denen mindestens eine Million Leute folgen, ihr blaues Häkchen behalten, unabhängig davon, ob sie dafür zu zahlen bereit seien.
Sind die Nutzungszahlen von Twitter zurückgegangen? Auch dazu gibt es keine unabhängig erhobenen Zahlen. Schätzungen gehen davon aus, dass die Nutzungszahlen zurückgegangen sind, Musk allerdings sagt das Gegenteil, sagt Tschirren.