Colm Kelleher: Der Ire Kelleher ist ein absoluter Kenner des amerikanischen Investmentbankings, der trotz Pensionsalter immer noch als Vollblutbänker gilt. Während seiner 30-jährigen Karriere bei Morgan Stanley – wo er insbesondere die Position als CEO und CFO bekleidete – führte er die amerikanische Bank erfolgreich durch die Finanzkrise und weiss somit, wie man eine Bank durch turbulente Zeiten steuert.
Ralph Hamers: Der 57-jährige niederländische Bänker – mit grosser Retailbankingerfahrung – gilt als umgänglich und hat seit seiner Ankunft in Zürich 2020 die Unternehmenkultur der UBS massgeblich mitverändert. Vor seinem Wechsel in die Schweiz leitete er die niederländische Bank ING, die 2018 in ein Geldwäschereiverfahren verwickelt wurde, welches bis heute läuft und auch Hamers betrifft. Bilanz Chefredaktor Dirk Schütz sieht im Verfahren aber wenig Bedrohung für Hamers.
Das perfekte Duo? Das Duo aus dem irischen Investmentbanking-Experten Kelleher und dem holländischen Retailbanking-Ass Hamers kann durchaus als vielversprechende Kombination gesehen werden. Beim Hauptproblem, das defizitäre CS-Investmentbanking abzustossen, gebe es wahrscheinlich wenige Banker, die über mehr Know-how verfügen als VR-Präsident Kelleher, sagt Bilanz Chefredaktor Dirk Schütz. Zudem kenne er den amerikanischen Markt exzellent. Auch Hamers weiss, wie man Abspaltungen durchführt. Als Chef der holländischen ING musste er während seiner Amtszeit das gesamte Versicherungsgeschäft abstossen.
Die Integration der Credit Suisse in das heimische Retailbanking stelle eine weitere grosse Herausforderung dar, meint Schütz weiter. Hier sei Hamers aber der perfekte Mann, da das Retailbanking sein Kerngebiet sei und er in den Niederlanden mit der ING ebenfalls eine riesige Bank leitete. In Bezug auf die Bewältigung der grossen Fusionsherausforderungen sind Kelleher und Hamers folglich die Richtigen. Schütz spricht sogar vom «idealen Duo».
Ein Manko? Die fehlende «Swissness» kann hingegen als Wermutstropfen der künftigen Megabank-Führung gewertet werden. Man kann aber grundsätzlich in Frage stellen, wie viel «Swissness» künftig in der stark international tätigen UBS noch vorhanden sein wird. So argumentiert könnte man sagen, die neue Führung widerspiegelt die internationale Megabank entsprechend. Immerhin spricht CEO Hamers nach gut zwei Jahren in der Schweiz ausgezeichnet Hochdeutsch.
Was wird aus der jetzigen CS-Führung? Mit der Übernahme der CS durch die UBS haben CS-Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann und Geschäftsführer Ulrich Körner an der Konzernspitze ausgedient. Nach der undankbaren Aufgabe, die Grossbank zu sanieren, haben sie nun die noch undankbarere Aufgabe, das Geschäft am Laufen zu halten und möglichst reibungslos an die UBS zu übergeben. Ein anschliessendes Verbleiben im UBS-Konzern wäre theoretisch möglich, ist aber eher unwahrscheinlich, auch wenn Lehmann zuvor jahrelang für die UBS arbeitete.