Während der Corona-Pandemie haben die grossen Impfstofffirmen Pfizer und Moderna Unternehmen aus der ganzen Welt eingespannt, um Impfdosen zu produzieren und auszuliefern. Die Schweizer Lonza zum Beispiel stellte Wirkstoffe her, die Aargauer Siegfried füllte den Impfstoff in Fläschchen ab. Ein komplexer Prozess, weil die Impfdosen absolut keimfrei in den Arztpraxen ankommen müssen.
Beide Unternehmen haben für diese Zulieferarbeit neue Produktionsanlagen gebaut und Personal eingestellt. Die investierten Millionen sind aber nicht verloren. Unter dem Strich geht die Rechnung auf.
Mit fünf bis sieben Prozent ist der Umsatzrückgang nicht dramatisch und er kann mittelfristig kompensiert werden.
Die Margen der Corona-Produkte seien sehr hoch gewesen, sagt Analystin Sibylle Bischofberger von der Bank Vontobel. Zudem setzten Pharmazulieferer nicht nur auf Corona. Die Umsatzrückgänge seien darum gut verkraftbar und nicht dramatisch, zumal sie meist etwa fünf bis sieben Prozent ausmachten. Das könne mittelfristig mit anderen Medikamenten kompensiert werden.
Umstellung ist nicht zu unterschätzen
Tatsächlich hat das Unternehmen Siegfried den Umsatz im letzten Halbjahr sogar leicht gesteigert, wie es heute mitteilt. Die auslaufenden Corona-Aufträge kompensiert worden.
Das tönt allerdings einfacher, als es ist. Denn die Firmen können Produktionsanlagen nicht von heute auf morgen für ein ganz anderes Medikament einsetzen. Es braucht Anpassungen, Schulungen, und die Behörden müssen die Anlagen prüfen. Das dauert Monate.
Die Lehren aus der Pandemie
Doch gerade während der Pandemie hätten die Schweizer Zulieferer ihre Flexibilität unter Beweis gestellt, stellt Analystin Bischofberger fest: «Die Unternehmen sahen, wie schnell sich die Welt verändern kann und dass sie darauf reagieren müssen.» Und erst noch ein positiver Imagegewinn resultierte, wie dies bei den Schweizer Zulieferern klar der Fall sei.
Das hohe Tempo während der Pandemie – von der Erforschung bis zur Verfügbarkeit der fertigen Impfstoffe – ist auch der Zusammenarbeit mit den Zulassungsbehörden zu verdanken.
Auf solche Erfahrungen kann man zurückgreifen.
Eine positive Erfahrung, für die ganze Branche, auf die man zurückgreifen könne, bestätigt Jürg Granwehr vom Branchenverband Scienceindustries. Auch er betont, dass Auftragsschwankungen an sich nichts Aussergewöhnliches seien: «Im konkreten Fall gab es aber in sehr kurzer Zeit eine sehr starke Nachfrage, die nun entsprechend rasch wieder zurückgeht.»
Ungewissheit mit EU drückt weit mehr
Schwankende Umsatzzahlen und Margen sind also Alltagssorgen. Das viel grössere Problem ortet die Branche in den politischen Rahmenbedingungen. Fast die Hälfte aller Exporte geht in die EU, doch wie diese künftig aussehen, ist ungewiss.
Das macht den Unternehmern Sorgen, betrifft doch die Unsicherheit zahlreiche Aspekte: «Es geht um die Produktion, aber auch um die Beteiligung an Forschungsprogrammen und Lösungen in Energiefragen sowie letztlich um den Zugang zu Fachkräften», erinnert Grahnwehr.
Ohne eine definitive Klärung des Verhältnisses zur EU bleibt es schwierig, selbst wenn die Branche noch so flexibel, fleissig und erfinderisch ist.