Die Bespitzelungsaffären bei der Credit Suisse haben CEO Tidjane Thiam seinen Posten gekostet. Seit Sommer 2019 ging es hoch her bei der Grossbank – SRF News bildet jetzt die Chronologie der Ereignisse ab.
2. Juli 2019: Iqbal Khan tritt bei der Credit Suisse als Chef der internationalen Vermögensverwaltung per sofort zurück. Sechs Jahre galt der Schweizer mit pakistanischen Wurzeln als Überflieger bei der Grossbank.
29. August 2019: Es wird bekannt, dass Khan im Oktober 2019 als Co-Chef der Vermögensverwaltung zur UBS wechselt. Medien spekulieren, sein plötzlicher Abgang bei der CS könnte mit der angespannten Beziehung zu Konzernchef Thiam zu tun haben. Es wird über einen Nachbarschaftsstreit um Baulärm, Bäume und Seesicht spekuliert.
20. September 2019: Es wird publik, dass die CS ihren obersten Vermögensverwalter beschatten liess – gemäss Medienberichten offenbar aus Angst, er könnte wichtige Mitarbeitende abwerben. Die CS liess Khan von einer Detektei überwachen. Dieser bemerkte am 17. September, dass er in der Zürcher Innenstadt von einem Auto verfolgt wurde und konfrontierte daraufhin seinen Beschatter. Später erstattete Khan bei der Polizei Anzeige gegen seine Verfolger.
30. September 2020: Das Onlineportal «Inside Paradeplatz» meldet, dass der Mittelsmann zwischen der Credit Suisse und der Detektivagentur Investigo am 24. September Suizid begangen hat – genau an dem Tag, als die Grossbank den Namen der Agentur bei mehreren Medien gestreut hatte. Einige Medien erfuhren aus einer unbekannten Quelle den Namen des Mittelsmannes und nahmen Kontakt zu ihm auf.
1. Oktober 2019: Die CS-Bespitzelungsaffäre hat personelle Konsequenzen: Der operative Chef Pierre-Olivier Bouée und der Leiter der globalen Sicherheitsdienste Remo Boccali treten zurück. Thiam sei über die Überwachung von Khan nicht informiert gewesen, teilt die Grossbank bei der Präsentation der Untersuchungsergebnisse mit. Es gebe zudem keine Hinweise darauf, dass Khan versucht hätte, Mitarbeitende oder Kunden der Credit Suisse abzuwerben. Verwaltungsratspräsident Urs Rohner entschuldigt sich bei Khan für die Überwachung.
17. Dezember 2019: Eine zweite CS-Beschattungs-Affäre kommt ans Licht. Laut der «Neuen Zürcher Zeitung» (NZZ) soll der Ex-Personalchef Peter Goerke im Februar 2019 während dreier Tage verdeckt überwacht worden sein. Noch im Oktober hatten Rohner und Thiam die Beschattungsaffäre um Iqbal Khan als «isolierten Einzelfall» bezeichnet – was somit nachweislich falsch ist.
23. Dezember 2019: Die Credit Suisse publiziert ihren zweiten Untersuchungsbericht zur Beschattungsaffäre. Der frühere Personalchef Peter Goerke wurde dem Bericht zufolge im Februar 2019 von einer Drittfirma beschattet. Thiam soll davon nichts gewusst haben.
7. Februar 2020: Es wird bekannt, dass Credit-Suisse-Konzernchef Tidjane Thiam per 14. Februar zurücktritt. Sein Nachfolger wird CS-Schweiz-Chef Thomas Gottstein. Verwaltungsratspräsident Urs Rohner bleibt im Amt.