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Nach Trennung von Novartis Ab heute geht Sandoz eigene Wege – was man wissen muss

Bisher war die Traditionsmarke Sandoz Teil des Grosskonzerns Novartis. Ab heute geht Sandoz eigene Wege, und die Aktien werden an der Schweizer Börse gehandelt. Wirtschaftsredaktorin Lucia Theiler mit den Antworten zu den wichtigsten Fragen.

Lucia Theiler

Wirtschaftsredaktorin

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Lucia Theiler arbeitet als Wirtschaftsredaktorin bei SRF. Zuvor war sie unter anderem Leiterin der Wirtschaftsredaktion der Nachrichtenagentur sda. Theiler hat Betriebswirtschaft studiert.

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Warum trennt sich Novartis von Sandoz?

Sandoz passt nicht mehr zur Strategie des Konzerns. Novartis will sich fokussieren auf das Geschäft mit patentgeschützten, teureren Medikamenten gegen spezielle Krankheiten oder Krebs. Sandoz stellt Generika und Biosimilars her. Das sind Nachahmerprodukte, bei denen der Patentschutz abgelaufen ist. Die Margen sind kleiner. Die Geschäftsfelder von Novartis und Sandoz sind also völlig verschieden. Mit der Fokussierung auf das Kerngeschäft hat Novartis bereits vor einigen Jahren begonnen. So wurde zum Beispiel 2019 die Augensparte Alcon eigenständig an die Börse gebracht.

Wie wird diese Abspaltung vollzogen?

Alle Novartis-Aktionäre erhalten pro fünf Aktien eine Sandoz-Aktie. Im Jargon spricht man von der Ausschüttung einer Sachdividende. Aktionärinnen und Aktionäre, die die Sandoz-Aktie nicht behalten wollen, können sie ab heute an der Börse verkaufen.

Schild an Gebäude mit Novartis und Sandoz.
Legende: Künftig nicht mehr gemeinsam: Novartis und Sandoz. Konektus Photo/Shutterstock

Wie ist das Börsendebüt gelaufen?

Die Aktie wurde zum Handelsbeginn am Morgen mit 24 Franken gehandelt. Das ist weniger als von Analystinnen und Analysten erwartet worden war. Sie hatten mit Preisen zwischen 26 und 33 Franken gerechnet. Doch grosse Schwankungen während der nächsten Tage sind normal.

Ein holpriger Start

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Die Marktkapitalisierung lag bei 10.3 Milliarden Franken, wie die SIX-Gruppe mitteilte. Zugleich gab der Aktienkurs von Novartis deutlich nach. Insgesamt wurden 431 Millionen Sandoz-Aktien ausgegeben.

Das hat damit zu tun, dass sich bisherige Novartis-Aktionärinnen entscheiden müssen, ob sie die Sandoz Aktien behalten wollen. Jedem Novartis-Aktionär wurden pro 5 Aktien eine Sandoz-Aktie zugeteilt. Zudem wird Sandoz nicht mehr im SMI gelistet sein. Fonds, die den SMI abbilden, müssen Sandoz verkaufen.

Wohin entwickelt sich Sandoz?

Sandoz bleibt mit seiner breiten Palette von günstigen Medikamenten eine Art «Apotheke der Welt». Das Unternehmen sieht seinen Wettbewerbsvorteil bei den Biosimilars. Das sind Nachahmerprodukte von biologischen Medikamenten (nicht chemischen, wie Generika). Diese sind in der Nachahmung anspruchsvoller und etwas margenstärker als klassische Generika. Zudem werden in den nächsten Jahren viele der biologischen Medikamente den Patentschutz verlieren.

Wird Novartis damit zum Konkurrenten von Sandoz?

Nein, Sandoz ist nicht mehr dabei im Geschäft bei neuen Medikamenten, die unter Patent verkauft werden. Generika-Anbieter sind in einem völlig anderen Markt tätig. Die wichtigsten Konkurrenten von Sandoz sind andere grosse Generika-Hersteller, etwa Viatris (USA) und Teva (Israel).

Wer führt Sandoz?

Der Brite Richard Saynor führt Sandoz seit 2019. Er ist ausgebildeter Apotheker. Er bleibt auch nach der Abspaltung CEO von Sandoz mit rund 20'000 Mitarbeitenden. Verwaltungsratspräsident ist Gilbert Ghostine, der frühere Chef von Firmenich in Genf. Firmenich war vor der Fusion mit DSM im Mai 2023 das weltweit grösste im Privatbesitz befindliche Unternehmen für Parfüm und Geschmacksstoffe.

SRF 4 News, 4.10.2023, 6 Uhr ; 

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