Vor einem Jahr stürzte ein Flugzeug des Typs Boeing 737-MAX in Indonesien ab. Ein halbes Jahr darauf traf es das gleiche Flugzeugmodell in Äthiopien. Es gab insgesamt 356 Tote.
Probleme mit Sensoren und Software bestätigt
Der Abschlussbericht zum Lion-Air-Absturz wurde am letzten Freitag in Jakarta veröffentlicht. Im Zentrum geht es um Sensoren und um Software, die nicht richtig funktionierten und den Piloten falsche Angaben ins Cockpit lieferten. Die Piloten reagierten in der Folge falsch, worauf die Maschinen abstürzten.
Der Boeing-Konzern rechnet bereits jetzt mit Kosten von mindestens acht Milliarden Dollar für Reparaturkosten, Ersatzzahlungen und Entschädigungen, wie SRF-Wirtschaftsredaktor Matthias Heim sagt. Die Kosten wurden in den letzten Quartalsberichten laufend nach oben angepasst.
Tausende offene Bestellungen
Jeder zusätzliche Tag des Groundings der bereits ausgelieferten 371 Maschinen kostet weiteres Geld. Nicht zuletzt wegen möglicher Schadenersatzzahlungen an die Fluggesellschaften, die ihre Boeing 737 Max nicht einsetzen können. Für einige Airlines sind die Einbussen erheblich, etwa für die US-Gesellschaft South West Airlines oder die Norwegian, deren Flotten zu einem wesentlichen Teil aus Boeing 737 Max bestehen.
Es geht aber auch um über 4000 Bestellungen dieses Flugzeugtyps, die noch offen sind. Sie machen rund 80 Prozent sämtlicher Aufträge aus. Die 737 Max sollte zum Verkaufsschlager von Boeing werden.
Boeing möchte vor Jahresende wieder starten
Die Reparaturen dauern länger als ursprünglich angenommen. Seit sich die Hinweise verdichtet haben, dass in beiden Fällen dieselben Absturzursachen vorliegen könnten, war relativ schnell klar, dass nicht individuelle Pilotenfehler vorliegen, sondern etwas Grundsätzliches am Flugzeug nicht stimmt.
Jetzt muss Boeing den Beweis erbringen, dass dieses System einwandfrei funktioniert. Boeing geht immer noch davon aus, die Zulassung vor Jahresende wiederzuerhalten und starten zu können. Allerdings sagte die US-Luftfahrtbehörde (FAA) ganz klar, dass die Maschine erst wieder abhebt, wenn sie sicher ist, und lässt den Zeitpunkt noch völlig offen.
Auch Zulassungsbehörde ist unter Druck
Die Zulassungsbehörden wollen ganz sicher sein, dass das System einwandfrei funktioniert. Denn mit den beiden Abstürzen ist auch die Behörde selbst in die Kritik geraten, die bisher bei der Zulassung von neuen Flugzeugen als sehr gewissenhaft und sehr streng galt.
Den bei den Untersuchungen hat sich auch gezeigt, dass Federal Aviation Administration (FAA) 40 Prozent und mehr der ganzen Zulassungsverfahren an Boeing delegiert hatte. Boeing hat damit einen erheblichen Teil seines Flugzeugs gleich selber zertifiziert. «Es ist also davon auszugehen, dass Boeing seine Flugzeuge künftig nicht mehr selber lizenziert und die Experten strenger hinschauen», sagt Heim.