Darum geht es: Bei vielen westlichen Konsumgüter-Konzernen sind die Umsätze im Nahen Osten zurückgegangen, wie deren Quartalszahlen zeigen. Seit Beginn des Gaza-Krieges werden Firmen wie Starbucks oder McDonald's, Coca-Cola oder KFC in der muslimischen Welt boykottiert. Dies bekommen die Firmen zu spüren.
Darum der Boykott: Die USA unterstützen Israel im Gaza-Krieg. SRF-Korrespondent Thomas Gutersohn zählt zwei konkrete Beispiele westlicher Firmen auf, die den Menschen in der arabischen Welt bekannt sind: Eine Franchise-Firma von Coca-Cola betreibt eine Abfüllanlage in einer israelischen Siedlung im Westjordanland und ein Franchise-Unternehmen von McDonald's hat Gratis-Mahlzeiten an die israelische Armee abgegeben. Das habe viele Menschen gestört, so der Korrespondent.
Boykott weitete sich aus: «Die Boykott-Haltung hat sich auf andere westliche Firmen ausgeweitet. Zum Beispiel gab es Randale in der irakischen Hauptstadt Bagdad in der KFC-Filiale», sagt Gutersohn.
Das sind die Folgen: Starbucks zum Beispiel musste seit Oktober 2023 2000 Stellen im Nahen Osten streichen. Das schadet der lokalen Wirtschaft. Lokale dieser Art würden zurzeit in der muslimischen Welt gemieden, nicht nur im Nahen Osten, sondern auch in Pakistan, Bangladesch, Indonesien und Malaysia.
Auch Nestlé wird boykottiert: In den Augen mancher muslimischen Menschen zählt der Nahrungsmittelgigant Nestlé mit Hauptsitz in Vevey zu den grossen westlichen Konzernen. SRF-Wirtschaftsredaktor Sven Zaugg hat deshalb bei Nestlé nachgefragt, ob die Firma den Boykott auch spüre. «Öffentlich wollte sich der Konzern dazu nicht äussern, aber ein Blick in Halbjahreszahlen beliebter Produkte zeigt, dass der Umsatz in diesen Regionen um fast sieben Prozent gesunken ist.» Nestlé habe diesen Rückgang bei der Publikation dieser Zahlen mit «anhaltenden Zurückhaltung der Konsumenten» begründet.
Angst vor Verlust einer ganzen Zielgruppe: In vielen muslimischen Ländern lebt eine verhältnismässig junge Gesellschaft. Diese jungen Menschen waren bis anhin eine wichtige Zielgruppe für westliche Konzerne. Der Boykott macht den Firmen nun einen Strich durch die Rechnung.
Imagekorrektur: Die betroffenen Marken würden nun versuchen, so gut es gehe, ihr Image zu verbessern, sagt SRF-Korrerespondent Thomas Gutersohn. «Einige Firmen machen Werbung mit ihrem humanitären Engagement im Gazastreifen. Andere machen mit Stickern darauf aufmerksam, dass sie keine politischen Ziele verfolgen.» Nach seiner Einschätzung nützt dies aber nicht viel, denn es geht längst nicht mehr um spezifische Beziehungen der Firmen mit Israel oder den USA. «Es geht vielmehr um einen Anti-Israel- und Anti-USA-Protest, so quasi ‹wir gegen sie›.»