Nichts weniger als ein Befreiungsschlag war gefordert. Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann und Konzernchef Ulrich Körner standen enorm unter Druck, die Zeit bis zum heutigen von ihnen gesetzten Stichtag war knapp. Die Gerüchteküche brodelte und brachte Bank und Aktienkurs zeitweise massiv unter Druck.
Nun zeigt sich: Die CS-Spitze konnte einige wichtige Elemente ihrer neuen Strategie rechtzeitig unter Dach und Fach bringen. Da ist die Saudi National Bank, die bis zu 1.5 Milliarden Schweizer Franken an die geplante Kapitalerhöhung beisteuert. Da ist eine amerikanische Investorengruppe, die einen Grossteil des Verbriefungsgeschäfts aus der Investmentbank übernimmt. Da ist ein Sparprogramm mitsamt Stellenabbau, dessen Umsetzung bereits läuft. Und da ist das Versprechen, die Risiken in der Investmentbank um weitere 40 Prozent zu senken. Soweit so gut.
Es bleiben viele Fragezeichen
Zahlreiche Fragen sind allerdings noch immer offen: Kann die CS wirklich vier Milliarden Franken via Kapitalerhöhung beschaffen? Zu welchen Konditionen? Wie viel bringt der angekündigte Teilverkauf der Investmentbank ein? Finden sich genügend Investoren, die beim Auslagern der Credit Suisse First Boston gebraucht werden? Reicht das Geld, um den teuren Um- und Abbau der Bank zu finanzieren?
Die CS-Chefs richteten sich mit ihren Informationen heute vor allem an die Investorengemeinde. So wurde die neue Strategie nicht am Hauptsitz in Zürich präsentiert, sondern in London. Das ist kaum Zufall.
Vertrauen rundherum zerrüttet
Die CS muss sich aber dringend auch um ihre Kundschaft kümmern. Diese hat in den letzten Wochen und Monaten erheblich Geld von der CS abgezogen. Allein im dritten Quartal flossen Nettoneugelder von fast 13 Milliarden Franken ab. Kurz danach, Anfang Oktober, als Spekulationen über die Stabilität der Bank ins Kraut schossen, soll es besonders schlimm gewesen sein, wie die Bank selbst sagt.
Damit der heute präsentierte Befreiungsschlag tatsächlich zu einem solchen wird, muss die CS bei allen Stakeholdern das verspielte Vertrauen zurückgewinnen. Denn: Ohne Investoren, keine Restrukturierung. Ohne Kundschaft, kein Geschäft. Und ohne kompetente, motivierte und aufrechte Angestellte, keine stabile – und skandalfreie – Bank, wie sie Präsident Lehmann und Konzernchef Körner heute vollmundig versprochen haben.