Die Stunde der Wahrheit naht: Das Führungsduo an der Spitze der Credit Suisse – CEO Ulrich Körner und Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann – müssen eine überzeugende Strategie vorlegen. Es gilt, das Vertrauen von enttäuschten Aktionären, wütenden Angestellten und verunsicherten Kundinnen zurückzugewinnen.
Die grobe Stossrichtung ist bekannt: mehr Vermögensverwaltung, weniger Investmentbanking. Denn die Investmentbank ist längst zum Sorgenkind geworden. Gleich mehrere teure Skandale sind dort angefallen. Diese Sparte soll weiter verkleinert werden, indem ganze Teile abgestossen werden.
Kapital auftreiben – aber wie?
Der Knackpunkt: Der geplante Ab- und Umbau der Grossbank kostet zuerst, bevor er Früchte tragen kann. Die CS muss für ihren angestrebten Befreiungsschlag also Geld auftreiben. Fachleute schätzen den Finanzbedarf der Bank auf vier bis neun Milliarden Franken.
Deshalb stehen nun diverse Geschäfte zum Verkauf. Den Anteil an der Fondsplattform Allfunds hat die CS soeben versilbert. Das bringt ihr knapp 330 Millionen Franken ein. Auch das Hotel Savoy am Zürcher Paradeplatz steht zum Verkauf; geschätzter Wert gegen 400 Millionen CHF.
Zudem stehen Bereiche der Investmentbank auf dem Prüfstand. Die Frage ist, ob sich im aktuell garstigen Börsenumfeld Käufer finden lassen, die genügend tief in die Tasche greifen. Das Timing für solche Verkäufe ist denkbar ungünstig: Die Preise für Bankgeschäfte und Beteiligungen sind in den letzten Monaten im Sog der fallenden Börsenkurse markant gesunken.
Gesucht: externe Investoren
Es ist gut möglich, dass die CS allein über Verkäufe nicht genug Geld für ihre Restrukturierung zusammenbekommt. Deshalb steht auch eine Kapitalerhöhung im Raum, bei der die CS neue Aktien ausgibt. Da der Kurs der CS-Aktie allerdings aktuell sehr tief ist, müsste die Bank entsprechend viele Aktien emittieren, um den nötigen Milliardenbetrag aufzutreiben. Damit verärgert sie aber ihre bisherigen Aktionärinnen und Aktionäre, weil die künftigen Bankgewinne mit noch mehr Anteilseignern teilen müssten (Gewinnverwässerung).
Eine Alternative sind sogenannte «Wandelanleihen». Die werden unter bestimmten Bedingungen, etwa wenn die Bank in finanzielle Bedrängnis gerät, in Aktienkapital (Eigenkapital) umgewandelt. Das Problem: Die CS müsste die Käufer eines solchen Wandlers mit relativ hohen Zinsen für ihr Risiko entschädigen. Das ist teuer.
Welches Set an Massnahmen die schlingernde CS ergreift, um wieder auf sicheren Boden zu kommen, verrät die Bankenspitze am Donnerstag in London.