Mit klarer Mehrheit hat der Nationalrat eine Motion angenommen, laut welcher die Medikamentenverschwendung reduziert werden soll. Im Zentrum stand die Frage, ob bei der Festsetzung des Preises von Medikamenten künftig berücksichtigt werden soll, ob durch die Packungsgrösse, die Dosisstärke oder die Darreichungsform die Gefahr einer Verschwendung besteht.
Im Vorfeld der Abstimmung machte sich auch der Bundesrat für die Annahme der Motion stark. «Das Sparpotenzial ist gross, wir reden von einem Volumen von 300 bis 600 Millionen Franken pro Jahr», erklärte Gesundheitsministerin Elisabeth Baume-Schneider. Die Kosten im Gesundheitsbereich könnten folglich rasch gedämpft werden.
Konkret will der Nationalrat unter anderem, dass das Bundesamt für Gesundheit (BAG) bei der Preisfestsetzung eines Medikaments eine allfällige Verschwendung mittels einer Auflage für eine Rückerstattung auf dem publizierten Preis berücksichtigt.
Alternativen: Medikamente aus dem Ausland
Des Weiteren sollen künftig Dritte wie Krankenversicherer, Patientinnen und Patienten sowie Leistungserbringer die Überprüfung der Wirtschaftlichkeit oder Zweckmässigkeit von Packungsgrössen und Dosisstärken beantragen können.
Auch sollen Medizinalpersonen das Recht bekommen, Medikamente aus dem Ausland einzuführen, wenn dort Packungsgrössen, Dosisstärken oder Darreichungsformen zugelassen sind, die besser geeignet und günstiger sind als die in der Schweiz erhältlichen Alternativen. Diese Medikamente müssten von den Versicherern vergütet werden.
Eine Minderheit im Nationalrat argumentierte, schon heute hätten Patientinnen und Patienten die Möglichkeit, auf ungeeignete Packungen hinzuweisen. Und das BAG habe bereits Kompetenzen in diesem Bereich.
Ähnlich klingt es bei Interpharma, dem Verband der forschenden pharmazeutischen Firmen der Schweiz. «Die Firmen stellen die Packungsgrössen so her, dass sie für möglichst viele Patientinnen und Patienten passen. Das BAG prüft die Zweckmässigkeit der Packungsgrössen und rechnet das, was möglicherweise übrig bleibt, bereits heute bei der Preisfestsetzung mit ein», sagt Kommunikationsleiter Georg Därendinger.
Zufrieden mit der Abstimmung im Nationalrat zeigt sich hingegen Pius Zängerle. «Wir erhoffen uns, dass künftig deutlich weniger Medikamente weggeworfen werden und dass damit die Medikamentenpreise sinken. Das kommt letztlich allen Prämienzahlerinnen und Prämienzahlern zugute», so der Direktor von Curafutura, dem Verband der Krankenversicherer CSS, Helsana und Sanitas.
Ob sich die Hoffnungen erfüllen werden, bleibt abzuwarten. Zuerst geht das Geschäft zur Prüfung an die zuständige Kommission des Ständerats.