Christoph Aeschlimann ist 45-jährig, Vater von zwei Kindern und Informatikingenieur. Seine bisherige Karriere ist steil: Innerhalb weniger Jahre steigt er vom Chef einer mittelgrossen Softwarefirma in die Geschäftsleitung der Swisscom auf – und wird nun Chef von knapp 19'000 Angestellten. Intern und extern gilt er als Schnelldenker, als dynamisch.
Trotz seines Elans werde er die Swisscom nicht auf den Kopf stellen: «Ich konzentriere mich momentan auf meine aktuelle Position. Die Firma ist aus meiner Sicht sehr gut aufgestellt. Wir haben eine klare Strategie, wie wir vorwärts gehen wollen – und die werden wir auch weiter verfolgen.»
Die Technik begleitet Aeschlimann schon seine gesamte Karriere; angefangen als Informatikingenieur an der ETH Lausanne. Gerade dieses fachliche Verständnis – insbesondere für Software – erachten Branchenkenner und Geschäftspartner denn auch als grosses Plus des neuen Chefs. Gleichzeitig ist die Swisscom nicht nur ein Technologiekonzern, sondern auch ein Unternehmen mit dem Bund als Mehrheitsaktionär.
Vernetzung nach Bundesbern ausbauen
Damit steht die Swisscom regelmässig auch im Zentrum politischer Debatten. Wichtig ist deshalb auch eine politische Vernetzung. Wie steht es um dieses Netzwerk? «Ich hatte schon in meiner jetzigen Funktion viel mit Politik und Behörden zu tun – etwa im Mobilfunkausbau, Stichwort 5G», sagt Aeschlimann. Dies werde sich nun noch einmal intensivieren. «Wir haben aber auch viele andere Leute bei der Swisscom, die in diesen Bereich involviert sind.» Sprich, eine Aufgabe die auch der Verwaltungsrat übernehmen kann.
Nichtsdestotrotz wird er seine Vernetzung in Bundesbern noch ausbauen müssen. Gerade die Mobilfunktechnologie 5G wird eine der grossen Baustellen bleiben. Dessen ist sich auch der neue Swisscom-Chef bewusst: «Das ist eines der grossen Themen der Zukunft.»
Seit der Lancierung vor knapp drei Jahren ist 5G umstritten. Insbesondere auch in der Wahlheimat von Aeschlimann, dem Kanton Genf. Dort wohnt er mit seiner Familie. Der Kanton Genf, aber auch die Kantone Neuenburg und Jura haben Standesinitiativen eingereicht, die ein Moratorium für die 5G-Technologie verlangen – dass also der Ausbau nicht weiter vorangetrieben wird, bis offene Fragen geklärt sind, etwa zur Strahlung.
Hier würden ihm seine Kenntnisse der lokalen Befindlichkeiten und seine sprachlichen Fähigkeiten – Aeschlimann spricht perfekt Französisch – sicherlich helfen, ist er überzeugt: «Natürlich war ich schon vorher auf Kantonsebene mit den dortigen Behörden in engem Kontakt. Diesen Dialog werde ich auch weiter pflegen. Es ist sicher gut, wenn man in der Region wohnt und Verständnis für die Sorgen der Bevölkerung aufbringen kann.»
Bedrohte Swissness
Aber selbstverständlich steht er voll und ganz hinter der 5G-Technologie – und es soll auch weiter in diese Technologie investiert werden, wie er an der heutigen Medienkonferenz ausgeführt hat. So wie Aeschlimann auch den Glasfaserausbau voran treiben wird, obschon dieser momentan durch Gerichtsverfahren blockiert ist. Ein Chef mit technischem Hintergrund kommt also zur rechten Zeit.
Gleichzeitig wird er auch darauf achten müssen, dass die Swisscom vor lauter Technik ihre Identität und ihre Swissness nicht verliert. Oder gar zu einer Hülle verkommt, die nur noch auf Software und Hardware von ausländischen Techgiganten abstellt. Schon heute greift die Swisscom etwa im Cloud-Bereich auf die Infrastruktur von Amazon zurück. Ein Punkt, auf den er ein wachsames Auge haben muss.