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Nobelpreis für Wirtschaft 2024 Was macht einen Staat reich?

Daron Acemoğlu, Simon Johnson und James A. Robinson erhalten den Nobelpreis in der Kategorie Wirtschaft für ihre Erkenntnisse zu Wohlstandsunterschieden zwischen den Staaten.

Warum sind einige Länder arm und andere reich? Was sind die grundlegenden Ursachen für die grossen Unterschiede im Pro-Kopf-Einkommen zwischen Ländern? Diesen Fragen gingen die MIT-Professoren Daron Acemoğlu und Simon Johnson und James A. Robinson, Professor an der Universität Chicago, in ihrer Forschungsarbeit «The Colonial Origins of Comparative Development» nach.

Wenn Ökonomen den Begriff Institution verwenden, meinen sie damit: Eigentumsrechte, eine ehrliche Regierung, politische Stabilität, ein verlässliches Rechtssystem sowie wettbewerbsfähige und offene Märkte.

Es besteht aber Unsicherheit über den Einfluss von Institutionen auf die Wirtschaftsleistung eines Landes. Um diesen zu untersuchen, verfolgten die drei Wissenschaftler folgenden Ansatz: Es gibt zwei Arten von Institutionen. Solche, die Mitbestimmung fördern und langfristig sowohl für die Demokratie als auch für das Wachstum der Wirtschaft förderlich sind. Zum anderen jene, die nur einer kleinen, elitären Minderheit nützen und nicht dem Wohle der gesamten Gesellschaft dienen.

Daron Acemoğlu

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Daron Acemoğlu wurde 1967 in Istanbul geboren. Nach Abschluss seines Doktorats in Ökonomie an der London School of Economics (LSE), wechselte er zum Massachusetts Institute of Technology (MIT) und wurde dort zum Institutsprofessor ernannt. 2021 erhielt Acemoğlu von der Research Papers in Economics (RePEc)-Initiative den Titel «einflussreichster Wirtschaftswissenschaftler der Welt» .

Seine Forschungsgebiete sind Makroökonomie, Politische Ökonomie, Arbeitsökonomie, Entwicklungsökonomie und Wirtschaftstheorie.

Institutionen und ihre Folgen

Um die Auswirkungen der Institutionen zu verstehen, wenden die Wohlstandsforscher ihr Konzept auf die europäische Kolonialzeit an. Damals nutzten Kolonialmächte einige Übersee-Territorien zur Ausbeutung der einheimischen Bevölkerung und zur eigenen Ressourcengewinnung. Aber an anderen Orten erschufen die Europäer auch integrative politische und wirtschaftliche Systeme zum langfristigen Nutzen der europäischen Migranten. Damit einher gingen auch unterschiedliche Institutionen – mit unterschiedlichen Folgen für den Wohlstand.

In Ländern, die zum Zeitpunkt der Kolonisierung arm waren, wurden, laut den drei Nobelpreisträgern, häufig integrative Institutionen eingeführt, die im Laufe der Zeit zu einer allgemein wohlhabenden Bevölkerung führten. Dies ist ein wichtiger Grund dafür, warum ehemalige Kolonien, die einst arm waren, heute reich sind und umgekehrt.

Simon Johnson

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Simon Johnson wurde 1963 in Sheffield, UK geboren. Er studierte an den Universitäten von Oxford, Manchester und dem MIT. Von 2007 bis 2008 war er Chefökonom des Internationalen Währungsfonds (IWF). Johnson ist Professor für Entrepreneurship, globale Wirtschaft und Management am Massachusetts Institute of Technology (MIT).

Seine Forschungsgebiete sind Verhaltens- und Politikwissenschaften.

Acemoğlu, Johnson und Robinson folgerten daraus, dass Gesellschaften mit einem schwachen Rechtsstaat und ausbeuterischen Institutionen weder Wirtschaftswachstum noch einen Wandel zum Besseren erzeugen. «Auf Basis unserer Erkenntnisse favorisieren wir Demokratie», erklärt Nobelpreisträger Acemoğlu.

James A. Robinson

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James Alan Robinson wurde 1960 in Grossbritannien geboren. Zwischen 1979 und 1993 studierte Robinson Ökonomie an der London School of Economics (LSE), an der Universität Warwick und in Yale. Seit 2016 ist er Professor für Globale Konfliktforschung an der Universität Chicago.

Seine Forschungsgebiete sind Politische Ökonomie und vergleichende Politik, Wirtschaftliche und Politische Entwicklungen.

Bedeutung von Institutionen

Dass Institutionen entscheidend dafür sind, ob es einem Land gut oder weniger gut geht, ist laut ETH Zürich Professor Hans Gersbach keine neue Idee. Acemoğlu, Johnson und Robinson hätten aber das erste Mal auch empirisch die Zusammenhänge zwischen Institutionen und Wohlstand aufgezeigt und bestätigt.

Dem stimmt auch der Vorsitzende des Komitees für den Preis der Wirtschaftswissenschaften, Jakob Svensson, zu. Ihre Untersuchung mit empirischen und theoretischen Ansätzen habe Pionierarbeit geleistet, «die unser Verständnis von globaler Ungleichheit erheblich erweitert haben».

Vergabe der Preise nach Alfred Nobels letztem Willen

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Medaille für den Nobelpreis
Legende: Die Nobelpreise werden seit 1901 vergeben. Keystone / Fernando Vergara

Die Nobelpreise sollen laut Nobels Testament diejenigen ehren, die der Menschheit in den einzelnen Kategorien im vorangegangenen Jahr den grössten Nutzen erwiesen haben. Sie können dabei an eine Einzelpreisträgerin beziehungsweise einen Einzelpreisträger oder bis zu drei Gewählte gleichzeitig gehen. Gerade in den Wissenschaftskategorien kommt es häufig vor, dass mehrere Preisträgerinnen und Preisträger gemeinsam geehrt werden, die zum Beispiel zum selben Themenfeld geforscht haben.

Feierlich überreicht werden alle Nobelpreise traditionell an Nobels Todestag am 10. Dezember. Dotiert sind die Auszeichnungen in diesem Jahr erneut mit elf Millionen schwedischen Kronen (rund 910'000 Schweizer Franken) pro Kategorie. Teilen sich mehrere Personen die Ehrung, wird dieses Preisgeld unter ihnen aufgeteilt.

Der Wirtschaftsnobelpreis ist der einzige der Nobelpreise, der nicht auf das Testament von Dynamit-Erfinder und Preisstifter Alfred Nobel (1833-1896) zurückgeht. Er wird seit Ende der 1960er Jahre von der schwedischen Reichsbank gestiftet und zählt somit nicht zu den klassischen Nobelpreisen. Trotzdem wird er gemeinsam mit den weiteren Auszeichnungen an Nobels Todestag, dem 10. Dezember, feierlich überreicht.

Tagesschau, 14.10.2024, 19:30 Uhr

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