«Rösli». So hiess letztes Jahr die Hauptdarstellerin des alljährlich wiederkehrenden Spektakels. Bundesrätin Karin Keller-Sutter nahm das kleine Ferkel in den Arm und dieses machte keine Szene, sondern liess sich artig streicheln. In den Vorjahren sorgte das eine oder andere Säuli für Heiterkeit, grimmige Bundesratsgesichter und ausgeschüttete Weingläser. Am Donnerstag ist es wieder so weit: die Olma-Messe in St. Gallen öffnet ihre Türen.
Doch die Ferkel-Schau ist mehr als nur ein PR-Gag: «Der landwirtschaftliche Aspekt der Olma ist eines der Erfolgsgeheimnisse», sagt Olma-Geschäftsführerin Christine Bolt. Was für St. Gallen die Ferkel-Schau, ist für die Bea in Bern die Pferdemesse. «Der Rösseler-Bereich ist Teil der Ur-DNA der Bea», unterstreicht Lea Frisch, stellvertretende Geschäftsleiterin der Bernexpo, die Bedeutung der Tiere für Schweizer Messen.
Die grossen Marken hatten kein Interesse mehr
Die Messelandschaft hat sich in der Schweiz drastisch verändert. Grosse Publikumsmessen wie die Muba in Basel oder der Genfer Autosalon werden nicht mehr durchgeführt. Der Autosalon fand im Frühjahr zum letzten Mal statt. Die grossen Marken zeigten der Genfer Schau die kalte Schulter, Zusagen blieben aus.
Das sei auch für Publikumsmessen potenziell ein Problem: «Wenn einige bekannte Marken nicht mehr kommen, kann eine Art Domino-Effekt entstehen, und auch andere springen ab», sagt Lea Frisch. Zentral sei deshalb die enge Zusammenarbeit mit den jeweiligen Branchen und deren wichtigsten Firmen. «Wir machen diese Messen für den Markt», sagt Christine Bolt. «Zentral ist die Nähe zu den Ausstellenden.»
Messen sind «analoges Internet»
Die beiden Messe-Chefinnen schauen nach Jahren der düsteren Prognosen zuversichtlich in die Zukunft: «Das physische Erlebnis hat mit Corona wieder an Wert gewonnen», sagt die Olma-Chefin. Lea Frisch von Bernexpo bezeichnet Messen gar als eine Art «analoges Internet»: «Man kann sich mit allen vor Ort vernetzen.»