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Schweizer Polizei hilft mit bei Festnahme von Weinfälschern
Aus SRF 4 News vom 18.10.2024. Bild: Keystone/EPA/YM YIK
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Organisierte Kriminalität Das Millionengeschäft mit Weinfälschung

Weinfälscher erbeuteten über Jahre Millionen von Euro. Billiger Wein wurde in Italien zu teurem französischen Wein gefälscht, und dann in die Schweiz verkauft. Nach jahrelangen Ermittlungen fliegt das Millionengeschäft nun auf.

Darum geht es: Die Schweizer Polizei hat französischen und italienischen Ermittlern geholfen, eine professionelle Weinfälscher-Gang in Italien festzunehmen. 14 Häuser in Turin und Mailand wurden durchsucht, sechs Personen verhaftet. Die Ermittlungen dauerten mehrere Jahre. Diese Woche konnten die Weinfälscher endlich verhaftet werden. Laut Angaben der französischen Polizei erbeuteten die Kriminellen über die Jahre mehrere Millionen Euro.

15'000 Euro für eine Flasche Billigwein: Die Kriminellen verkauften Billigwein als teuren Edel-Rotwein aus Frankreich. Die vermeintlichen französischen Grand Crus wurden für 15'000 Euro pro Flasche verkauft. Die Kriminellen fälschten den Wein in Italien und lieferten dann unter anderem in die Schweiz.

Gefälschte Weine landeten nicht im Detailhandel

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Die gefälschten Weine landen bei uns im Alltag nicht etwa im Coop oder im Denner. Denn es handelt sich in der Regel um sehr alte, sogenannte Vintage Weine aus besonderen Jahrgängen oder Raritäten, die von den edelsten und bekanntesten Weingütern stammen.

Die Weine, welche die Weinfälscher verkauft haben, kosteten pro Flasche rund 15'000 Euro. Als Vergleich: Die teuersten Weine und Champagner, die bei Mövenpick online bestellt werden können, kosten rund 5000 Franken. Man bekommt sie auch nur auf Anfrage. Bei Globus kosten die teuersten Tropfen rund 2500 Franken.

Profis am Werk: Die Polizei hat bei der Festnahme Ausrüstung im Wert von 1.4 Millionen Euro gefunden. Das zeigt, wie professionell die Weinfälscher vorgegangen sind. Sie haben die Etiketten und Wachs-Siegel auf den Weinflaschen gefälscht und benutzten spezielle Maschinen, um alte Weinflaschen und Korken wieder zu verschliessen.

Das sagt der Verband: Laut des Verbandes Schweizer Weinhandel werden teure Weinflaschen heutzutage immer besser geschützt. So kommen technische Sicherungsmerkmale auf dem Flaschenglas zum Einsatz, teilweise sogar mit elektronischen Chips in den Weinetiketten. Auch die Blockchain Technologie werde eingesetzt, um das Produkt vom Weinberg bis zur Flasche rückverfolgen zu können. Der Verband Schweizer Weinhandel sagt aber auch, dass die Fälscher professioneller vorgehen, je höher die kriminelle Energie und das finanzielle Potenzial der Fälschung sind.

Person hält Flasche Château Margaux Wein im Weinkeller.
Legende: Das Château Margaux ist ein französisches Weingut im Gebiet Médoc bei Bordeaux und erzeugt einen der berühmtesten Weine der Welt. Keystone/AP Photo/Remy de la Mauviniere

Die Rolle der Schweizer Behörden: Die Schweizer Bundespolizei und die Polizei der Kantone Zug und Genf haben laut Europol bei den Ermittlungen geholfen. Bereits im Jahr 2019 ermittelte die Zuger Polizei unter der Leitung der Staatsanwaltschaft des Kantons Zug gegen einen Weinhändler mit Sitz im Kanton Zug, gegen den zwei Strafanzeigen erhoben wurde. Der damalige Vorwurf: Er soll gefälschte Weinflaschen verkauft haben. Melanie Merten, Mediensprecherin der Zuger Strafverfolgungsbehörden sagt es Radio SRF so: «Damals führten die Ermittlungen gegen den Weinhändler zu keinem Fahndungserfolg. Die Strafuntersuchung wurde deshalb durch die Staatsanwaltschaft des Kantons Zug sistiert und die Ermittlungen eingestellt. Im Jahr 2021 wurde das Dossier über den Zuger Weinhändler aufgrund eines Rechtshilfeersuchens, das in Genf eingegangen ist, an die Kantonspolizei Genf abgetreten. Danach war der Fall nicht mehr in unseren Händen. In Zug gab es weder Hausdurchsuchungen noch Verhaftungen von Seiten der Zuger Polizei.»

Die Rolle von ausländischen Behörden: Europol und die französische Polizei koordinierten weitere internationale Ermittlungen. Europol, die Polizeibehörde der Europäischen Union, wollte auf Anfrage von Radio SRF keine Stellung nehmen. Das Schicksal des verdächtigen Zuger Weinhändlers bleibt unbeantwortet.

Spanischer Billig-Wein statt Walliser Pinot Noir

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Der aktuelle Fall ist schon der zweite Weinfälscher-Skandal, der dieses Jahr die Schweiz erreicht. Anfang September wurde ein Schweizer Weinhändler im Wallis zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt, wegen Betrug und Urkundenfälschung.

Der Winzer hatte Wein aus dem Wallis mit spanischem Billigwein vermischt und mit dem Siegel AOC Valais verkauft. Ein Gütesiegel, das nur für Weine von den Hängen zwischen Le Bouveret und Visp vergeben wird, und auch nur, wenn strenge Auflagen erfüllt sind, wie der vorgegebene Zuckergehalt und die Dichte der Rebstöcke.

Laut Walliser Staatsanwaltschaft hat der verurteilte Winzer insgesamt 315'000 Liter falschen Walliser Wein verkauft, und damit Millionen verdient. Der Winzer muss nicht nur für dreieinhalb Jahre ins Gefängnis, sondern auch zwei Millionen Franken zurückzahlen. Gegen das Urteil kann noch Berufung eingelegt werden.

SRF3 Wirtschaft und SRF 4 News, 18.10.2024

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