Der Pharmakonzern Novartis hat ein Schicksalsjahr hinter sich. Mit der Abspaltung von Sandoz ist er in seiner Zukunft angekommen – und die Jahreszahlen zeigen: Es ist der richtige Weg. Doch frei von Steinen wird er nicht sein.
Novartis ist nun der Konzern, den der Verwaltungsrat und die Konzernleitung schon lange haben wollten: Ein Haus, das sich ausschliesslich auf spezialisierte, neue und somit auch patentgeschützte Therapien konzentriert. Zum Beispiel gegen Stoffwechselkrankheiten oder Krebs. Um dieses Ziel zu erreichen, haben die Strategen ziemlich aufgeräumt.
Der letzte grosse Brocken, der nicht in die Strategie passte, wurde im vergangene Jahr entfernt. Die Generika-Sparte Sandoz ist seit Oktober eigenständig. Generika, das sind günstige Medikamente wie Schmerzmittel, die keinen Patentschutz mehr haben und darum von anderen Herstellern nachgeahmt werden können.
Wachstum zugunsten von Aktionärinnen und Investoren
Unter das Dach von Novartis passten diese Medikamente nicht mehr. Sie haben weniger Gewinn gebracht als die teuren Behandlungen. Nun ist Novartis seit dem letzten Oktober ein spezialisiertes Unternehmen, das weiter wachsen will. Zugunsten von Patientinnen und Patienten, die auf neue Therapien hoffen. Aber auch zugunsten von Aktionärinnen und Investoren.
Wie anspruchsvoll das ist, zeigt sich auch in den neusten Zahlen: Umsatz und Gewinn legten zwar deutlich zu, aber im vierten Quartal entwickelte sich der sogenannte Kern-Betriebsgewinn unter den Erwartungen der Analystinnen und Analysten. An der Börse tauchte der Aktienkurs daraufhin prompt.
Erwartungen sind stets im Spiel, gerade bei Pharmakonzernen, bei denen die Investoren sich an sehr hohe Margen gewohnt sind. Und Novartis gehörte zu jenen Aktien, die im vergangenen Jahr einen guten Lauf hatten – gerade wegen der Ausrichtung auf spezialisierte Arzneimittel ohne Sandoz.
Auslaufende Patente und Reformprogramm erhöhen Druck
Es gibt zwei Entwicklungen, die den Druck hochhalten: Das sind einerseits die auslaufenden Patente. Das weiss Novartis seit Jahren und gibt darum nicht nur Milliarden aus für eigene Forschungen, sondern kauft auch kleinere Unternehmen dazu. Die Zeit drängt. Gerade weil einige Medikamente, die jetzt noch unter Patentschutz stehen, zwar noch Milliarden einbringen pro Jahr. Aber die Uhr tickt.
Und zum anderen ist da ein gigantisches Reformprogramm in den USA, der sogenannte Inflation Reduction Act. In seinen Nebenwirkungen betrifft das Programm künftig auch Novartis, denn durch dieses Programm müssen Preise von einigen Medikamenten neu verhandelt werden.
Doch Novartis sieht sich gut aufgestellt für diese Herausforderungen, gerade wegen der neuen Ausrichtung. An der Telefonkonferenz gab sich der Finanzchef jedenfalls kämpferisch-zuversichtlich. Umsatz, Gewinn und Marge werden demnach steigen.