- Jérôme Cosandey wird neuer Leiter der Direktion für Arbeit beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco).
- Cosandey kommt von der Denkfabrik Avenir Suisse, wo er als Forschungsleiter für Sozialpolitik tätig ist.
- Scharfe Kritik an der Ernennung kommt von den Gewerkschaften.
Staatssekretärin Helene Budliger Artieda habe sich für Cosandey entschieden, weil er ein breites Fachwissen, Erfahrung in der Führung komplexer Projekte und tiefe Kenntnis der Schweizer Wirtschafts- und Sozialpolitik mitbringe, teilte das Seco mit.
Cosandey kommt von Avenir Suisse
Damit verfüge Cosandey über optimale Voraussetzungen für die Leitung der Direktion. Bisher arbeitete er für den liberalen Thinktank Avenir Suisse. Dieser wird von Industrieunternehmen wie ABB, Ypsomed oder den Zürich-Versicherungen gesponsert. Cosandey tritt sein neues Amt am 15. Mai an.
Mit seiner umfassenden Projekterfahrung werde Cosandey sein Team dabei unterstützen, die Modernisierung und Digitalisierung der Dienstleistungen der Arbeitslosenversicherung voranzutreiben, hiess es weiter. Cosandey ist promovierter Maschinenbauingenieur der ETH Zürich und besitzt einen Masterabschluss in internationaler Wirtschaftsgeschichte der Universität Genf.
Seit über 13 Jahren arbeitet er bei Avenir Suisse und verantwortet seit 2018 als Direktor für die Romandie die Westschweizer Aktivitäten des Thinktanks. Zuvor war Cosandey mehrere Jahre in leitender Funktion im Wealth Management der UBS tätig.
Gewerkschaftsbund spricht von «Provokation»
Mit Unverständnis reagierte der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) auf die Ernennung von Cosandey. Diese sei «eine Provokation für die Arbeitnehmenden in der Schweiz».
Die Direktion für Arbeit sei für die Arbeitnehmenden das wichtigste Amt des Bundes. Sie sei zuständig für den Lohnschutz, das Arbeitsgesetz sowie für die Reintegration und die soziale Absicherung der Arbeitslosen. Cosandey aber habe weder Erfahrung in Arbeitsmarktpolitik noch in Sozialpartnerschaft noch in Arbeitsvermittlung oder in den Arbeitslosenkassen, so der SGB.
Bereits die Integration der Direktion für Arbeit (früher Biga) in das Seco sei ein Fehler gewesen. Der SGB fordert, dass die Direktion für Arbeit aus dem Seco herausgelöst wird, «damit sie wieder ihre frühere, integrative Arbeitsweise aufnehmen» könne.