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Preissenkungen und neue Läden Das sagt der Detailhandelsexperte zur neuen Migros-Strategie

Günstiger, besser, moderner. Die Migros hat am Montag angekündigt, wie sie ihr Detailhandelsgeschäft für die Zukunft anpasst. Konkret sollen die Preise für über 1000 Produkte sinken. Das Sortiment soll frischer und mit mehr Eigenmarken daherkommen. Ausserdem sind 140 neue Filialen geplant, ältere sollen modernisiert werden.

Die Migros betont die Vorteile der neuen Strategie für die Kundinnen und Kunden. Aber natürlich geht es für sie auch darum, sich gegen die Konkurrenz zu behaupten. Detailhandelsexperte Jörg Staudacher von der Hochschule für Wirtschaft Zürich (HWZ) schätzt die vorgestellte Strategie der Migros ein:

1. Tiefpreise bei mehr als 1000 Produkten

Die Migros will in diesem und im nächsten Jahr die Preise von 1000 Produkten des täglichen Bedarfs auf «Discount-Niveau» senken. Damit will sie die Kundschaft wieder von sich überzeugen. «Die Preissenkungen überraschen mich überhaupt nicht», sagt Staudacher. Einerseits hätte die Migros Discounter wie Aldli oder Lidl im Nacken, andererseits würde die Kundschaft zunehmend verlangen, dass Produkte günstiger werden. Dies habe damit zu tun, dass die Menschen ihr Geld lieber für andere Dinge als Lebensmittel ausgeben. Ausserdem habe die Inflation das Leben ohnehin teurer gemacht.

Person hält Preisschild für Knollensellerie im Supermarkt.
Legende: Zunächst verkauft die Migros 60 Früchte und Gemüse ab sofort zu Discountpreisen. KEYSTONE/Michael Buholzer

2. Errichtung 140 neuer Filialen

Mit der Errichtung von 140 neuen Läden soll die Zahl der Migros-Supermärkte bis in fünf Jahren auf 930 steigen. Hier sieht der Detailhandelsexperte den Versuch der Migros, mit Coop mitzuhalten. Coop hat heute rund 965 Läden.

Coop sei mit seinen vielen, auch kleineren Läden flexibler als die Migros, sagt Staudacher. «Mich hat überrascht, dass die Migros nicht gesagt hat, 300 oder 400 neue Filialen zu machen, um einfach einen Vorteil gegenüber Coop zu haben.» Mit den 140 neuen Läden würde lediglich eine Lücke geschlossen.

3. Mehr Eigenmarken

Den Anteil der Eigenmarken will die Migros-Führung von heute 78 Prozent auf 80 Prozent erhöhen. «Wir haben in den letzten Jahren viele Marken aufgenommen», sagte Migros-Chef Mario Irminger bei der Präsentation der neuen Strategie. Er schliesst nicht aus, dass manche dieser Fremdmarken wieder aus den Regalen verschwinden.

Detailhandelsexperte Staudacher zweifelt daran, dass der Fokus auf Eigenmarken mehr Kundinnen und Kunden in die Migros holt. Die Kundschaft habe sich verändert und kaufe viel flexibler ein. «Ausserdem gibt es sehr viel mehr Ausländer, die gar nicht mit Migros-Marken aufgewachsen sind», sagt er. Sie würden die Eigenmarken nicht kennen. Stattdessen würden sie nach den international bekannten Marken suchen und diese nicht bei der Migros, sondern bei Coop, Aldi oder Lidl finden. «Deshalb ist der Eigenmarktanteil von 80 Prozent auch ein Nachteil.»

Fazit

Laut Staudacher ist die Geschichte der Migros mit ihrem Gründer Gottlieb Duttweiler ein Alleinstellungsmerkmal. Das habe ihr eine treue Kundschaft beschert. «Das Problem ist, dass diese Käufergruppe immer kleiner wird.» Die neue Strategie der Migros ist für ihn lediglich ein Versuch, mit den Konkurrenten wie Coop, Aldi und Lidl mitzuhalten.

Dabei sei Coop einen Schritt voraus, hat schon ein paar Jahre früher die Preise gesenkt und mehr in sein Geschäft investiert. Auch ein Preiskampf mit den Discountern sieht Staudacher nicht als mögliche Zukunft für die Migros. Statt einfach nachzuziehen, sollte die Detailhändlerin sich grundsätzlich neu aufstellen.

Tagesschau, 28.10.2024, 12:45 Uhr ; 

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