Am Morgen haben mehrere hundert Demonstranten des Aktionsbündnisses «Sand im Getriebe» verschiedene Eingänge der Ausstellung blockiert.
Tausende Demonstranten hatten bereits am Samstag, dem ersten Publikumstag der Internationalen Automobilmesse (IAA) in Frankfurt am Main, eine klimafreundliche Verkehrswende gefordert.
Wegen einer Velo-Sternfahrt mussten rund um die Messestadt auch Autobahn-Abschnitte gesperrt werden.
«Die Messe kann aber weiter besucht werden», sagte eine Polizeisprecherin am Sonntag. Die Besucher würden umgeleitet. «Es gibt auch Demonstranten, die mit dem Rad um die Messe herumfahren», ergänzte die Sprecherin. Der Protest verlaufe bislang friedlich.
Ziel sei es, «den Ablauf der IAA mit friedlichen Blockaden zu stören», teilte das Bündnis «Sand im Getriebe» mit. «Wir setzen damit ein deutliches Zeichen gegen das zerstörerische Verkehrssystem, für das die weltgrösste Automesse nach wie vor steht.» Aktivisten der Organisation Robin Wood beteiligten sich nach eigenen Angaben ebenfalls an den Protesten.
Kundgebungen vom Samstag
Bereits am Samstag sollen bis zu 25'000 Menschen am Kundgebungszug und einer Velo-Sternfahrt zum Gelände der Frankfurter Automobilmesse teilgenommen haben, erklärten die Veranstalter – die Polizei sprach von 15'000 Teilnehmern.
Stimmen der Demo-Organisatoren
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Mit der Verkehrswende soll der Ausstoß klimaschädlichen Kohlendioxids (CO2) gesenkt und die Erderwärmung gebremst werden. «Schluss mit der Autovorrangpolitik in Städten und Gemeinden», forderte Ernst-Christoph Stolper, stellvertretender Chef des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). «Erobern wir uns als Fussgänger und Radfahrer den Raum zurück, der uns zusteht.»
Michael Müller, Bundesvorsitzender der NaturFreunde Deutschlands, prangerte den Anstieg der CO2-Emissionen des Verkehrssektors seit 1990 an. Die Autokonzerne täuschten und tricksten aus Profitgier, sagte er mit Blick auf den Dieselabgasskandal.
Den Trend zu SUV kritisierte die Vorsitzende des ökologischen Verkehrsclubs Deutschland, Kerstin Haarmann, scharf. Sie sprach von Millionen «Panzern» auf den Strassen, die eine Gefahr für andere Verkehrsteilnehmer seien.
«Mit dem Klimaschutzgesetz in diesem Jahr muss Tempo in die Verkehrswende kommen», forderten die Umweltverbände.
«Autoindustrie, die Party ist vorbei», rief Christoph Bautz, Geschäftsführer der Organisation Campact.
Die Kundgebungsteilnehmer zogen nach Angaben der Sicherheitskräfte auf dem Velo und zu Fuss friedlich aus mehreren Richtungen zum IAA-Gelände. Kurzzeitig mussten Abschnitte zweier Autobahnen für die Teilnehmer der Velo-Sternfahrt gesperrt werden.
«Zeit für protzige Spritschlucker ist vorbei»
«Die Zeit für protzige Spritschlucker und immer grössere SUVs ist vorbei», erklärten die Organisatoren. «Heute haben sich zehntausende Menschen zu Fuss und auf dem Fahrrad die Stadt von der Autoindustrie zurückerobert.»
Die Sternfahrt stand unter dem Motto «Raus aus dem Verbrennungsmotor – Verkehrswende jetzt!» und richtete sich sowohl an die Autoindustrie als auch an die Politik.
Bei der Abschlusskundgebung vor der IAA-Messe trug das Demo-Bündnis seine Forderungen vor. Dazu gehören: sofortiger Verzicht auf Verbrennungsmotoren, ein klimaneutraler Verkehr bis 2035, ein massiver Ausbau von Bus und Bahn sowie Vorrang für Fuss- und Radfahrer.
«Jetzt muss die Regierung liefern»
Neben der IAA-Messe hatten die Demonstranten auch den 20. September im Blick, an dem die deutsche Bundesregierung ihre Massnahmen zum Klimaschutz vorstellen will.
«Jetzt muss die Regierung liefern und den Rahmen setzen für eine Wende weg von der autofixierten Verkehrspolitik und hin zu klimafreundlichen, sauberen und lebenswerten Städten», erklärten die Organisatoren.
Oberster Auto-Lobbyist tritt zurück
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Die Überraschung zum Auftakt der IAA war perfekt: Der Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Bernhard Mattes, legt zum Jahresende sein Amt nieder.
Der frühere Ford -Manager ist erst seit März 2018 VDA-Präsident, seine Amtszeit lief eigentlich bis Ende 2020.
Der Verband gilt als einer der einflussreichsten Lobbyverbände in Deutschland, die Autobranche mit mehr als 800'000 direkt Beschäftigten als Schlüsselindustrie.
Zuletzt hatte der «Spiegel» über Kritik an Mattes berichtet. Es gebe «Defizite in der politischen Unterstützung» für die Industrie, hatte das Magazin unter Berufung auf einen hochrangigen Automanager berichtet. Der VDA verkaufe sich unter Wert.
Kritiker hielten Mattes laut Magazin vor, er sei nicht eng genug mit den Entscheidungsträgern in Berlin und Brüssel vernetzt. Gerade jetzt, wo die Politik die Klimaziele verschärfe, brauche die Autoindustrie eine stärkere Stimme.
Die Autoindustrie befindet sich derzeit in einem grundlegenden Wandel, hin zu mehr alternativen Antrieben wie der Elektromobilität. Die Hersteller sind wegen strengerer EU-Umweltvorgaben unter Druck. Für den Umbau werden Milliarden benötigt.
Zugleich wird aus Klimaschutzgründen die Kritik immer lauter an schweren Sport-Geländewagen (SUV), die aber eine hohe Rendite abwerfen.
Zu den Protesten rief ein Bündnis auf, in dem sich auch der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC), der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), die Deutsche Umwelthilfe, die NaturFreunde Deutschlands und der ökologische Verkehrsclub Deutschland (VCD) engagieren. Am Freitag bereits protestierten Teilnehmer der Klimaschutzbewegung «Fridays for Future» in Frankfurt gegen die IAA.
Die IAA öffnete am Samstag für das breite Publikum. Sie endet kommende Woche Sonntag.
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