Zum Inhalt springen

Quartalszahlen Twitter und das Geschäft nach der Trump-Verbannung

Der Tech-Konzern konnte im vergangenen Quartal trotz Turbulenzen und offenen Fragen Gewinn und Umsatz deutlich steigern.

Twitter kann auch ohne Donald Trump. Die Befürchtungen waren gross, dass nach der Sperre des ehemaligen Präsidenten das Interesse an der Plattform zurückgehen würde. Mit Blick auf die Quartalszahlen stellten sich diese aber als unbegründet heraus.

Für Twitter schaute bei einem Umsatz von 1.29 Milliarden Dollar ein Quartalsgewinn von 222 Millionen heraus. Laut SRF-Börsenkorrespondent Jens Korte war es vor allem die Erholung des Anzeigengeschäfts, welche den Quartalsumsatz erst zum zweiten Mal über die Marke von einer Milliarde hievte.

Auch die Zahl der aktiven Nutzer entwickelte sich im vergangenen Quartal für den Konzern positiv. 192 Millionen waren es pro Tag – und damit 5 Millionen mehr als in den drei Monaten zuvor. Laut dem Konzern ist neben den US-Wahlen die Coronavirus-Pandemie für das gesteigerte Informationsbedürfnis verantwortlich.

Gewaltprävention oder doch Zensur?

Dennoch beschäftigt der Rauswurf Trumps Twitter weiter. Die Sperre des ehemals sechstgrössten Accounts der Plattform wirft laut Guido Keel, Medienwissenschaftler an der ZHAW, weiterhin Fragen zur Ausrichtung des Konzerns auf: «Bisher war der Standpunkt der Social-Media-Plattformen stets: Wir sind eine technische Plattform und daher nicht für die Inhalte zuständig. Mit der Einflussnahme auf Inhalte gibt Twitter diese Haltung auf, was die Frage aufwirft, warum sie das nicht viel früher gemacht haben.»

Immerhin scheint sich Twitter seiner grossen gesellschaftlichen Bedeutung und Verantwortung mittlerweile bewusst zu sein. Wie das Unternehmen diese wahrnimmt, ist laut Keel aber nach wie vor ungeklärt: «Meines Erachtens hat das Unternehmen noch keine überzeugende Lösung gefunden, wie es diese Verantwortung wahrnehmen kann. Die schnelle Einführung von redaktioneller Bearbeitung oder der Ausschluss von prominenten Twitter-Usern sind Ausdruck davon». Eine klare Linie, wie der Konzern mit Falschinformationen und Hassreden umgeht, lässt der Konzern noch vermissen.

Twitter will mit Neuerungen profitabler werden

Auch im Januar, nach der Verbannung von Donald Trump, sind die Nutzerzahlen schneller gewachsen als im Durchschnitt. Twitter-Konzernchef Jack Dorsey betonte dann auch, der Dienst hänge nicht allein von News und Politik ab. Trotzdem warnt der Konzern nach dem Boom vor einem schwächeren Nutzerwachstum.

Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg erwägt der Konzern mit Blick auf die unsichere Zukunft, kostenpflichtige Funktionen einzuführen. Damit soll die Abhängigkeit von Werbeeinnahmen und die Lücke zu anderen, weitaus profitableren Tech-Konzernen, verringert werden. Twitter ist zuversichtlich, dass das Geschäft auch ohne Trump weitergeht.

Heute Morgen, 10.02.2021, 9:00 Uhr

Meistgelesene Artikel