Der Kurznachrichtendienst Twitter hat in der Nacht auf Samstag das Konto von US-Präsident Donald Trump gesperrt – nach eigenen Angaben dauerhaft. Grund sei das «Risiko einer weiteren Anstiftung zur Gewalt», teilte Twitter mit.
Wer nun denkt, dass die Inhalte von Donald Trump auf diese Art und Weise nicht mehr zu seinen Anhängern gelangen, irrt sich. Neben Facebook und Twitter haben sich für rechte und rechtsextreme Trump-Fans mittlerweile etliche alternative soziale Netzwerke etabliert. Trump hat angekündigt, man sei mit mehreren anderen Websites in Verhandlung und ziehe auch den Aufbau einer eigenen Plattform in Betracht.
Ein Überblick der Ausweichplattformen:
Parler
Parler beschreibt sich selbst als «unvoreingenommenes» Medium, das die Redefreiheit unterstützt und sich auf den Schutz der Rechte der Nutzer konzentriert. Personen in Trumps Umfeld hatten Parler immer wieder als Alternative zu Twitter oder Facebook beworben, die angeblich konservative Ansichten unterdrückten.
Allerdings wird Parler inzwischen breit boykottiert: Sowohl Google als auch Apple bieten die Social-Media-App nicht mehr in ihren Stores zum Download an. Als Begründung hiess es, Parler verhindere nach wie vor nicht, dass in dem Dienst Gewaltandrohungen und Aufrufe zu gesetzeswidrigem Handeln verhindert würden. Und Amazon teilte Parler mit, man werde dem Dienst nicht mehr als Webhost zur Verfügung stehen. Damit dürfte Parler ab Montagmorgen (MEZ) für mindestens mehrere Tage nicht mehr funktionieren.
Gab
Gab möchte «die freie Rede für Jedermann» fördern und lehnt Zensur ab. Die Nutzungsbedingungen verbieten illegale Pornographie, Werbung für Terrorismus und Gewalt sowie die Veröffentlichung vertraulicher Informationen. Sonst sei alles erlaubt. Viele ehemalige Twitter-Nutzer wechseln auf diese Plattform aufgrund der Zensurbedingungen.
Die Seite machte in der Vergangenheit mehrfach negative Schlagzeilen: Der Attentäter von Pittsburgh postete zum Beispiel auf Gab wochenlang ungestört antisemitische Hassnachrichten, bevor er 2018 vor einer Synagoge elf Menschen ermordete. Gab.com wurde zu einer beliebten Sammelstelle für «Alt Right»-Aktivisten, extrem rechte Aktivisten und weisse Nationalisten, deren Ansichten auf anderen sozialen Medien unerwünscht sind oder gesperrt werden. Von US-Medien wird die Plattform daher auch als «Twitter für Rassisten» bezeichnet.
Andrew Torba, Gründer der Plattform Gab, zeigte sich über die zeitweilige Blockierung der Konten von Donald Trump auf Twitter empört. Medienwirksam schrieb er auf der Website in einem öffentlichen Brief, dass er bereits mit Trumps Team in Kontakt sei und man den Twitter-Account bereits auf gab.com kopiert habe. Ob diese Kontaktaufnahme tatsächlich stattgefunden hat, ist unklar.
8kun
8kun, bis November 2019 8chan genannt, ist ein Imageboard. Es setzt sich aus von Nutzern erstellten Foren zu verschiedenen Themen zusammen. Insbesondere die Nutzer des Forums politically incorrect (/pol/) können nach einer Recherche von bellingcat.com als rechtsradikal eingestuft werden.
Bekanntheit erlangte die Website vor allem auch darum, weil sich hier Anhänger der Verschwörungstheorie Qanon austauschen. Die Anhängerschaft wird in den USA mittlerweile auf zwischen 15 und 20 Millionen Menschen geschätzt. Auch Donald Trump hat die Wichtigkeit dieser Gruppe erkannt: «Trump erkennt in der Anhängerschaft von QAnon potenzielle Wählerinnen und Wähler, die bisher den Urnen fernblieben», so Politologie-Professor Joseph Uscinski, Autor des Buches «American Conspiracy Theories».
The_donald
The_donald war ein Subreddit, also Teil des sozialen Netzwerks Reddit, in dem Teilnehmer Diskussionen und Memes zur Unterstützung des US-Präsidenten Donald Trump erstellten. Ursprünglich im Juni 2015 nach der Ankündigung von Trumps Präsidentschaftskampagne erstellt, wuchs die Community auf über 790'000 Abonnenten an. Reddit verbannte im Juni 2020 das Subreddit, welches aber nach wie vor unter neuem Namen existiert.
«The_donald» fiel in der Vergangenheit öfters durch islamfeindliche, rassistische oder zu Gewalt aufrufende Inhalte auf. Beispielsweise erschien der Slogan «Remove Kebab» in Threads, in denen zu Gewalt und offenem Hass gegen Muslime aufgerufen wird. Auch die «Pizzagate-Affäre» wurde hier diskutiert. Die Anhänger von Donald Trump halten ihm im Subreddit weiterhin die Stange. «Kommt und seid wild», hiess es dort schon wochenlang in dem Aufruf für die «Stop the steal»-Proteste in Washington.