Die Vorwürfe gegen Thomas Müller sind happig: Er soll bei seiner ehemaligen Arbeitgeberin, der Bank Sarasin, nicht aktiv gegen problematische Cum-Ex-Geschäfte vorgegangen sein. Solche Geschäfte beruhen darauf, Steuerbehörden auszutricksen, indem Steuerrückerstattungen mehrfach beantragt werden.
Die Cum-Ex-Geschäfte brachten die Bank Sarasin in eine schwierige Situation. Wie stark aber auch Thomas Müller, der ehemalige Finanzchef der Bank, miteinbezogen war, ist umstritten. Bei Raiffeisen heisst es, die Bank habe Müller im Rahmen des Rekrutierungsprozesses auf Rechts- und Reputationsrisiken geprüft.
Die Raiffeisen habe deshalb auch keine Vorbehalte gegenüber seiner Nomination als künftiger Verwaltungsratspräsident. Nun beginnt bei der Bank der Wahlprozess für den neuen Präsidenten. Bis zum 7. Dezember können die einzelnen Raiffeisenbanken ihre Stimme abgeben.
Ex-Führung auch mit schlechtem Ruf
Die Turbulenzen bei der Raiffeisenbank halten also an. Auch dem früheren Verwaltungsratspräsidenten Guy Lachappelle war es nicht gelungen, Ruhe in die Bank zu bringen. Er hatte im Sommer überraschend seinen Rücktritt bekanntgegeben.
Auslöser war eine Strafanzeige gegen Lachappelle wegen angeblicher Wirtschafts- und Börsendelikte an seiner früheren Arbeitsstelle als Chef der Basler Kantonalbank. Das Verfahren ist inzwischen eingestellt.
Anfang des nächsten Jahres steht die juristische Aufarbeitung der Zeit des ehemaligen Bankchefs Pierin Vincenz an. Der Prozess gegen ihn vor dem Zürcher Bezirksgericht ist für Ende Januar angesetzt. Die Zürcher Staatsanwaltschaft wirft Vincenz und fünf weiteren Beschuldigten unter anderem gewerbsmässigen Betrug, Veruntreuung und Urkundenfälschung vor.