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Schweizer Raffinerien wegen Goldherkunft unter Druck
Aus Rendez-vous vom 07.11.2022. Bild: KEYSTONE/Lukas Lehmann
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Regulierungen im Goldmarkt Woher kommt mein Gold?

Nicht immer ist klar, ob Gold aus sauberen Quellen oder einer ethischen Produktion stammt. Allen Beteiligten ist bewusst: Es braucht mehr Transparenz auf dem Goldmarkt. Wie dieses Ziel erreicht werden soll, ist umstritten.

Gold hat ein Problem: Ist es einmal eingeschmolzen, sind keine Rückschlüsse auf dessen Herkunft mehr möglich. So kann auch schmutziges Gold den Weg in die Schweiz finden. Das bestätigt Christoph Wild, Präsident des Branchenverbands der Schweizer Raffinerien (ASFCMP). Aber wissentlich werde es nicht verarbeitet.

Die Wahrscheinlichkeit bestehe dennoch: «Goldatome sind nicht immer eindeutig identifizierbar. Da herrscht die Devise, wenn die Herkunft des Goldes von der Quelle bis in unsere Raffinerien nicht ganz klar festgelegt werden kann: Hände weg», so Wild.

Zollstatistik kann Ursprung nicht bestimmen

Die Schweizer Raffinerien kamen unter Druck, weil vor ein paar Monaten Lieferungen von Gold aus Russland aufgetaucht sind. Die Angaben der Zollstatistik sind aber zu wenig präzise, um dessen Ursprung zu bestimmen.

Um ganz sicher zu sein, müssten Raffinerien auf Altgold oder Gold aus kleinen und Kleinstminen verzichten. Allerdings verursacht die Verarbeitung von Altgold weniger CO2-Emissionen als Rohgold. Und bei den Kleinminen habe man eine soziale Verantwortung.

Eine illegale Goldmine mit mehreren Männern
Legende: Von deren teils illegalen Goldproduktion hinge die Existenz von Millionen von Familien ab. «Wenn es der Industrie gelingt, dieses Gold an den Markt zu bringen und den Mineuren faire Preise zu bezahlen, dann sind das aktive Wirtschaftshilfen von Milliarden», sagt Wild der Association Suisse des Fabricants et Commerçants des Métaux Précieux (ASFCMP). Reuters/Jorge Silva

Diese Bemühungen anerkennt Marc Ummel vom Hilfswerk Swissaid. Der Rohstoffspezialist ist aber überzeugt: Lieferungen von schmutzigem Gold könnten vor allem verhindert werden, wenn die Raffinerien ihre Kundendaten offenlegen würden.

Mehr Transparenz fördere genauere Abklärungen. Und im Endeffekt verbessere das die Situation auf dem Markt. Denn nicht alle Raffinerien würden gleichermassen seriös zu eruieren versuchen, woher das gelieferte Gold kommt.

Forderung nach Ombudsstelle

Für Christoph Wild ist das undenkbar. Kein Unternehmen könne einfach so Geschäftsangaben veröffentlichen. Er wiederholt deshalb seine Forderung nach einer Ombudsstelle.

Die Edelmetallkontrolle soll die Funktion einer Aufsicht wie die Finma für den Geldsektor übernehmen. «Leider geht es nicht ganz so schnell, wie wir uns wünschen.» Denn die Edelmetallkontrolle hat weder Mittel noch Möglichkeiten, Goldlieferungen genauer zu überprüfen. 

Eine Palette mit Goldbarren
Legende: «Ich bin überzeugt, dass wir unsere Vision bezüglich einer Surveillance Prudentielle, einer 360-Grad Überprüfung der Tätigkeiten der Raffineure auch ins Ziel bringen werden», sagt Christoph Wild vom Branchenverband der Schweizer Raffinerien. Keystone/Martin Ruetschi

Ein Punkt, den die Eidgenössische Finanzkontrolle bereits vor Jahren bemängelt und Anpassungen gefordert hat. Thomas Brodmann, Chef der Edelmetallkontrolle, erklärte Anfang Jahr gegenüber Radio SRF, dass die geltenden Gesetze rund 90-jährig seien und es da keine Handhabe gegen Menschenrechtsverletzungen oder Umweltsünden gebe.

«Wir brauchen weitere Rechtsgrundlagen, die einerseits den Umfang der Sorgfaltspflicht weiter fassen. Es braucht auch mehr Befugnisse für die Aufsichtsbehörde. Es geht um schützenswerte Personendaten. Und letztlich um zeitgemässe Strafmassnahmen», sagt Brodmann.

Parlament muss handeln

Für Marc Ummel von Swissaid hat die Politik versagt. Man kritisiere den Zoll, aber dieser habe keine gesetzliche Grundlage, um genauer kontrollieren zu können. Sie könnten nicht handeln oder Sanktionen verhängen. Das Parlament müsste handeln. Das verhalte sich aber komplett realitätsfern.

Solch harte Worte wählt Christoph Wild nicht. Trotzdem will er sich für sein Anliegen auf politischer Ebene verstärkt einsetzen und das Parlament darauf sensibilisieren, was für die Branche wichtig ist. Denn von einem sicheren, regulierten Handel profitierten nicht nur Raffinerien, sondern die ganze Schweizer Goldbranche.

Rendez-vous, 07.11.2022, 12:30 Uhr

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