- Wegen der Corona-Krise sind nur noch sechs der 91 Flugzeuge von Swiss im Einsatz.
- Die Hauptaufgaben des Swiss-Krisenstabs: Verhindern des totalen Stillstands und Bereitschaft für die Rückkehr zum Normalbetrieb.
- Ständig ändernde Einreisebestimmungen und Flugrechte erfordern grosse Flexibilität.
- Der Ausfall der meisten Linienflüge betrifft auch die Luftfracht. Die Swiss füllt auf Spezialflügen auch die Passagierkabine mit Fracht.
Im Auge des Sturms kann eine gespenstische Ruhe herrschen: Martin Knuchel erlebt sie jedes Mal, wenn er zu Sitzungen ins Operations Center am Flughafen Zürich kommt. Der oberste Krisenmanager der Swiss geht durch ein menschenleeres Gebäude, in dem sich normalerweise Hunderte von Piloten und Flight Attendants vor und nach ihren Einsätzen kreuzen.
«Für die Swiss geht es jetzt um die Entscheidung, ob wir das überleben und wie wir nach der Krise als Schweizer Airline weiterbestehen können», sagt Knuchel.
Krisenstab hält Mini-Flugbetrieb aufrecht
Seit Wochen ist Knuchel fast rund um die Uhr auf Trab, meistens agiert er aus dem Homeoffice. Alle zwei Tage leitet er im Operations Center ein physisches Treffen des Krisenstabs. Vertreten sind dabei 26 Schnittstellen – vom Crew Control über die Sicherheitsabteilung bis zum medizinischen Dienst.
Die meisten sind per Skype zugeschaltet. «Im Moment haben wir zwei Hotspots: In Asien führen einige Länder Quarantänen bei der Einreise ein. Dann die Beschaffung von Schutzmasken für unser Personal, eventuell später auch für die Passagiere», erklärt Knuchel. Noch sechs von insgesamt 91 Swiss-Flugzeugen führen Linienflüge durch, vor allem in Europa.
Anspruchsvolle Spezialeinsätze
Mehrere Maschinen fliegen in diesen Wochen Spezialeinsätze: Sie bringen zum einen – in Zusammenarbeit mit dem EDA – gestrandete Schweizer nach Hause. Zum anderen transportieren sie Frachtgut. In diesem Bereich ist die Nachfrage gross. Diese Transporte entfallen seit dem teilweisen Grounding Mitte März weitgehend. Die Swiss füllt nun auch die Passagierkabine mit Fracht, um die Kapazität zu erhöhen.
Momentan werden mit Frachtflügen vor allem medizinische Güter und Schutzausrüstung in die Schweiz geflogen. Die Spezialeinsätze der Maschinen organisiert der Flight Dispatch. Trotz der anspruchsvollen Zusatzaufgabe sind auch hier die meisten Büroplätze leer: «Normalerweise haben wir an einem Frühlingstag 400 Flugbewegungen zu meistern, heute sind es ganze 10», sagt Thomas Weber, Leiter des Flight Dispatch beim Besuch der «Rundschau» am Gründonnerstag.
Staatshilfe für die Swiss?
Das teilweise Grounding dürfte die Swiss täglich Millionen von Franken kosten. Die Fluggesellschaft macht dazu keine Angaben. Der Bundesrat hat vergangene Woche signalisiert, dass die Schweizer Luftverkehrsbranche notfalls finanzielle Unterstützung vom Staat erhalten könnte.
Für den Aviatik-Experten Andreas Wittmer von der Universität St. Gallen ist Staatshilfe für die Swiss grundsätzlich vertretbar, da es sich um ein für die Volkswirtschaft relevantes Unternehmen handle.
Eine allfällige Unterstützung der Fluggesellschaft müsse aber an gut durchdachte Bedingungen geknüpft werden: «Es gibt die Variante von Überbrückungskrediten oder Bürgschaftskrediten. Das ist eine einfache und gute Lösung» sagt Wittmer. «Letztlich wären auch eine Lösung mit Zahlungen à fonds perdu [ohne Rückerstattung] denkbar. Aber das wäre gegenüber dem Steuerzahler nicht vertretbar.»