Paukenschlag in der Welt der Luxusuhren: Rolex übernimmt den Traditionshändler Bucherer für geschätzte vier bis fünf Milliarden Franken. Weder Rolex noch Bucherer wollten sich heute gegenüber SRF zum Deal äussern – keine Überraschung in diesem verschwiegenen Geschäft. Luxusuhren-Experte Oliver R. Müller ordnet die Übernahme ein.
SRF News: Wie wichtig ist Bucherer für Rolex?
Oliver R. Müller: Sehr wichtig. Gemäss Schätzungen machte Bucherer fast 10 Prozent des Gesamtumsatzes von Rolex aus.
Wie könnte der Deal zustande gekommen sein?
Es besteht eine langjährige Geschäftsbeziehung zwischen Bucherer und Rolex – schon über ein Jahrhundert und über drei Generationen. Die Unternehmen haben ein sehr enges und gutes Geschäftsverhältnis. Firmenbesitzer Jörg Bucherer ist 87-jährig und musste seine Nachfolge regeln. Er hat keine Kinder, demzufolge war ein Verkauf eine Option.
Die Unternehmen haben ein sehr enges und gutes Geschäftsverhältnis.
Eigentlich wollte er ursprünglich, dass sein Unternehmen in eine Stiftung übergeht. Anscheinend sah das Rolex-Chef Jean-Frédéric Dufour nicht als die beste Lösung.
Was bedeutet die Übernahme für Bucherer?
Es ist natürlich eine Zäsur. Eine Familiengeschichte endet, und es beginnt ein neues Kapitel. Man kann sich freuen, dass mit Rolex eine Schweizer Firma übernimmt, dass diese weiterhin in Bucherer investiert und dessen Geschäft wahrscheinlich stark ausbaut – nicht nur in der Schweiz, sondern auch international. Gesamthaft ist das für Bucherer positiv.
Der Kauf von Bucherer bedeutet, dass Rolex nun in den Einzelhandel einsteigt. Warum dieser Strategiewechsel?
Oliver R. Müller: Ich sehe es als offensive Massnahme. Rolex will seine Marke besser kontrollieren, bis an den Endverkaufspunkt, und mit dem Endkunden in Kontakt treten.
Inwiefern baut Rolex damit seine Macht im Handel aus?
Die Übernahme bedeutet mehr Marktpräsenz und Kundennähe. Rolex wird gewisse Läden wahrscheinlich vergrössern, beziehungsweise die Präsenz von Rolex und der Schwestermarke Tudor stark ausbauen.
Die Übernahme bedeutet mehr Marktpräsenz und Kundennähe.
Das Unternehmen weiss jetzt, was, wo, wann, zu welchem Preis und vor allem an welche Kunden verkauft wird. Das wird ihr einen riesigen Konkurrenzvorteil verschaffen. Zudem gewinnt Rolex damit die Marge zurück, die man bisher dem Einzelhändler abgab.
Das Gespräch führte Urs Gilgen, Redaktion Harry Stitzel.