Tidjane Thiam hat wenige Monate nach seinem Amtsantritt ein einschneidendes Sparprogramm lanciert. Er hat die jährlichen Kosten um rund 5 Milliarden gesenkt auf noch 17 Milliarden Franken. Das war wichtig, weil es für Banken allgemein schwierig geworden ist, mit dem Verwalten von Geld Geld zu verdienen.
Sparen, aber nicht beim Personal
Thiam hatte damals angekündigt, dass im Zug des Sparprogramms Tausende von Stellen abgebaut würden. Die Zahlen zeigen nun: Die Belegschaft der CS hat sich lediglich um ein paar Hundert verringert auf weltweit noch knapp 48'000 Angestellte. Das ist überraschend, ist das Personal doch ein zentraler Kostenblock jeder Bank. Thiam hat offenbar die Kosten anderweitig gesenkt.
Denkbar ist, dass er Abteilungen in günstigere Länder verschoben hat, oder dass er sich statt von Festangestellten primär von externen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern getrennt hat. So oder so: Für die Belegschaft der CS dürfte das jahrelange Spar- und Umbauprogramm alles andere als einfach gewesen sein.
Thiams Motto: Risiken runter, Kapital rauf
Der 57-jährige Ivorer hat aber nicht nur gespart, sondern die Bank auch robuster gemacht: Besonders riskante Geschäfte etwa in der Investmentbank hat er gestoppt und gleichzeitig das Kapitalpolster vergrössert. Damit folgte Thiam dem Beispiel seiner Erzrivalin UBS.
Die Investoren kamen in den letzten viereinhalb Jahren unter dem abtretenden CS-Chef hingegen nicht auf ihre Rechnung. Ihnen hatte er kurz nach seinem Amtsantritt Milliardengewinne in Aussicht gestellt in deiner Höhe, die er nie auch nur annähernd liefern konnte. Der Grund: Just dann gerieten die Finanzmärkte in heftige Turbulenzen. Thiam musste bei seinen Zielen zurückbuchstabieren. Auch der Aktienkurs bleibt ernüchtern: Er hat über 40 Prozent verloren und ist damit stärker gesunken als bei der UBS.
Tidjane Thiam selber zieht im Interview mit SRF wie folgt Bilanz: «Die Credit Suisse war, als ich kam, in einem sehr schwierigen Zustand. Ich glaube, ich hinterlasse sie jetzt in einer viel besseren Situation.» Das tönt sehr selbstsicher, trifft aber durchaus zu.
Geschäftliche Bilanz wird überschattet
Nur: Was Tidjane Thiam konsequent ausblendet ist, dass zu seiner Bilanz nach viereinhalb Jahren auf dem Chefsessel der zweitgrössten Schweizer Bank auch die unrühmliche Beschattungsaffäre gehört. Sie hat ihn letztlich seinen Job gekostet. Und sie kann aufsichtsrechtliche und juristische Folgen haben für die Bank. Das trübt Thiams Bilanz gewaltig.
SRF 4 News, 13.02.2020, 12.30 Uhr.