Das Ende von Northvolt ist für ganz Europa ein immenser Rückschlag. Die schwedische Firma sollte nicht weniger als das europäische Aushängeschild werden und den Kontinent bei einer Schlüsseltechnologie – den Batteriezellen – unabhängiger von asiatischen Firmen machen. Daraus wird nun nichts.
Asiatische Firmen zementieren ihre Führung
Das Aus von Northvolt hat vor allem für die europäische Fahrzeug- und Energieindustrie einschneidende Folgen. Die Batteriezellen aus Schweden sollten das Herzstück der Elektroautos und -lastwagen von VW, BMW oder Scania werden. Den Firmen bleibt nun nichts anderes übrig, als – wie bis anhin – die Batteriezellen bei chinesischen oder südkoreanischen Firmen einzukaufen, den Marktführern. Diese Unternehmen können ihre bisher schon dominante Stellung weiter festigen, da ein künftiger Konkurrent den Markt gar nicht erst betritt.
Auch für die Energieindustrie ist der Konkurs eine schlechte Nachricht. In Europa werden aktuell riesige Batteriespeichersysteme gebaut, um den Wind- und Sonnenstrom zwischenzuspeichern. Auch diese Speichersysteme sollten mit europäischen Batterien bestückt werden. Daraus wird ebenfalls nichts.
Qualitätsprobleme und Managementfehler
Der Konkurs von Northvolt hat sich in den vergangenen Monaten abgezeichnet: Die Serienproduktion war anspruchsvoller als gedacht. Die Firma konnte nicht die versprochene Qualität liefern und war zuletzt Jahre hinter dem Fahrplan. Entsprechend ist das Geld nun ausgegangen. Auch verzweifelte Rettungsversuche haben nicht die erhoffte Wende gebracht: Zu gross waren die technischen Herausforderungen, zu gross der Finanzbedarf. Es wären weitere Milliarden nötig gewesen, um die Produktion hochzufahren. Ein Risiko, das offensichtlich weder bestehende noch neue Investoren eingehen wollten.
Zudem hat die Firma auch Managementfehler begangen. Anstatt sich auf die Herstellung von qualitativ guten Batteriezellen zu fokussieren, hat die Führung zusätzlich eine globale Expansion vorangetrieben: Das Unternehmen hat neue Fabriken in Polen, Deutschland und Kanada geplant. Ob diese Werke unter den aktuellen Vorzeichen jemals realisiert werden, ist höchst fraglich.
Europas Abhängigkeit bei Schlüsseltechnologien
Northvolts Konkurs zeigt etwas Grundsätzliches. Der Transfer und Aufbau eines Industriezweigs ist hürdenreich. Chinesische und südkoreanische Firmen haben seit Jahrzehnten Erfahrung in der Massenherstellung von Lithium-Ionen-Batterien. Aber trotz viel asiatischem Wissen und asiatischen Maschinen ist es in Schweden nicht gelungen, eine funktionierende Batterieproduktion auf die Beine zu stellen. Das zeigt, wie schwierig die Etablierung einer bestehenden Technologie an einem neuen Standort ist – und dies bei einem vergleichsweise «einfachen» Produkt, wie einer Lithium-Ionen-Batterie. Ungleich schwieriger würde der Transfer bei einer hochspezialisierten Technologie, beispielsweise von Computerchips, von Taiwan nach Europa.
Northvolt sollte deshalb auch als Mahnung dienen. Der jüngst oft geäusserte politische Wunsch nach mehr europäischer Unabhängigkeit bei Schlüsseltechnologien wie Batterien, Computerchips oder Medikamenten ist rasch formuliert. Aber es ist ungleich schwieriger – und teurer – diesen Wunsch auch zu realisieren.