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Zwei Schifftanker kollidieren – und ein Schiff macht sich aus dem Staub
Aus Wirtschaft vom 22.07.2024. Bild: Reuters
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Schiffskollision Öltanker begeht Fahrerflucht

Die Küstenpolizei brauchte ganze zwei Tage, um den Öltanker festzunehmen. Was über den kuriosen Fall bekannt ist.

Worum geht es? Am Freitag kollidierten in der Nähe von Singapur zwei Öltanker miteinander. Eines der beiden Schiffe, mit dem Namen Ceres I, flüchtete nach dem Unfall. Erst zwei Tage später wurde es von der malaysischen Küstenpolizei gefunden und beschlagnahmt. Am Montag wurde das Schiff an einen Hafen in Malaysia eskortiert, wie die malaysische Küstenwache mitteilte.

Wie kann ein so grosses Schiff Fahrerflucht begehen? Der Öltanker Ceres I hat offenbar sein Positionssignal abgeschaltet, das Ortungssystem. Es ist ein kurioser Fall. Denn das Schiff hat nach der Kollision gebrannt. Nur 14 Crewmitglieder wurden evakuiert, 26 Personen blieben auf dem Schiff und halfen, das Feuer zu löschen. Danach ist das ganze Schiff mithilfe von zwei Schlepperbooten abgehauen. Unterdessen sind alle Crewmitglieder in Sicherheit, zwei Personen wurden bei der Aktion aber verletzt.

Weshalb ist der Öltanker nach dem Unfall geflüchtet? Die malaysische Küstenwache hält sich dazu noch bedeckt und möchte den Fall genauer untersuchen. Das Schiff, das Fahrerflucht beging, ist aber bekannt dafür, zu einer sogenannten Schattenflotte zu gehören. Das sind Schiffe, die Wirtschaftssanktionen umgehen sollen. Ihre Masche: Sie verlagern Rohöl von einem Schiff aufs andere, draussen auf dem offenen Meer, um ihre Spuren zu verwischen. Das beschlagnahmte Schiff Ceres I hat in der Vergangenheit Rohöl aus sanktionierten Ländern wie dem Iran oder Venezuela transportiert. Das berichten die beiden Analyseunternehmen Kpler und LSEG, die den globalen Schiffsverkehr genau beobachten.

Geisterschiffe und Schattenflotten aus Russland

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Schattenflotten sind seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine ein bekanntes Phänomen. Russland setzt Geisterschiffe ein, die ihre Spuren verwischen, um die Wirtschaftssanktionen aus den USA zu umgehen. Die Geisterschiffe manipulieren ihre Standort-Angaben und lagern auf offener See das Rohöl auf andere Schiffe um.

Auch ist bekannt, dass einzelne Tanker mit gefälschten Positionssignalen vorgaben, im westlichen japanischen Meer zu sein, aber eigentlich an russischen Schiffsterminals andockten und Öl nach China verschifften.

Russland transportiert so pro Jahr Rohöl im Wert von rund einer Milliarde Dollar und kann trotz Wirtschaftssanktionen weiterhin Versicherungsleistungen von westlichen Unternehmen in Anspruch nehmen.

Ob der aktuelle Vorfall vor der Küste Singapurs mit Russland zusammenhängt, ist noch nicht bekannt. Der Öltanker Ceres I hat in der Vergangenheit aber Rohöl aus dem Iran und Venezuela transportiert, ebenfalls sanktionierte Länder.

Weshalb setzt sich Greenpeace gegen Geisterschiffe ein? Da diese Schiffe ein grosses Risiko für die Umwelt darstellen. Egal ob sie Russland helfen oder dem Iran, Venezuela oder Nordkorea, sie haben alle etwas gemeinsam: Es sind in der Regel sehr alte, rostige Kähne, ein Sicherheitsrisiko. Greenpeace warnt vor Umweltkatastrophen, die entstehen, wenn Öltanker miteinander kollidieren. Auch im aktuellen Beispiel dürfte das Gegenstand der Untersuchung sein: Hat das Schiff den Unfall vor der Küste Singapurs verursacht, weil es schlicht nicht mehr seetauglich war?

Ist Öl ins Meer geflossen? Ja, laut der malaysischen Küstenwache entstand ein 17 Quadratkilometer grosser Ölteppich in der Nähe der singapurischen Insel Pedra Branca. Der Schiffsverkehr sei nicht beeinträchtigt. Die Auswirkungen auf die Umwelt sind noch nicht bekannt.

Wem gehört das verdächtige Schiff? Der Öltanker Ceres I fährt unter der Flagge von Sao Tomé und Príncipe und gehört dem chinesischen Unternehmen Shanghai Prosperity Ship Management, ein chinesisches Firmenkonstrukt. Der andere Tanker, der nach dem Unfall nicht geflüchtet ist, fährt unter der Flagge von Singapur und gehört dem Unternehmen Hafnia aus Singapur. Das Schiff kooperiert bereits mit der malaysischen Küstenpolizei. Shanghai Prosperity Management, das Unternehmen hinter dem geflüchteten Schiff, antwortet nicht auf Medienanfragen.

SRF 4 News, 23.07.2024, 17:40 Uhr

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