Es waren schreckliche Bilder, die im Frühling um die Welt gingen: Tonnenweise Blumen und andere Pflanzen wurden weggeworfen oder kompostiert. Wegen des Shutdowns waren die Läden geschlossen. Die verderbliche Ware konnte nicht verkauft werden.
Nun zeigt sich: Die Pflanzen-Branche hat sich auch Dank Corona vom Shutdown erholt und steht teilweise besser da als vor der Pandemie. Das wird gegenüber SRF von mehreren Seiten bestätigt.
71 Prozent der Betriebe geht es gut
Eindrücklich ist das Resultat einer internen, repräsentativen Umfrage des Branchenverbandes Jardinsuisse, bei der 123 Betriebe geantwortet haben, mehrheitlich grössere Pflanzenproduzenten und -verkäufer. 43 Prozent von diesen haben im ersten Halbjahr ein Umsatzplus von mindestens 5 Prozent oder mehr erzielt, 28 Prozent etwa gleich viel oder bis 5 Prozent mehr.
Das heisst: 71 Prozent der Betriebe geht es gleich gut oder besser trotz Corona. Oder eben: Dank Corona. Denn als ein Grund wird die hohe Nachfrage nach Pflanzen angeführt. Viele Leute seien wegen des Virus mehr zu Hause und würden sich darum ihre vier Wände verschönern.
Kaum Bedarf am Coronakredit
14 Prozent der Pflanzenbetriebe geht es gar so gut, dass sie sich überlegen, zusätzliches Personal anzustellen, wie die Jardinsuisse-Umfrage zeigt, die SRF vorliegt. Und 35 Prozent hätten zwar beim Bund einen Coronakredit beantragt, aber nur 4 Prozent brauchten diesen am Ende auch wirklich.
Für das ganze Jahr ist die grosse Mehrheit ebenfalls zuversichtlich: 54 Prozent rechnen mit einer Umsatzsteigerung, 42 Prozent vermuten, dass sie mit einem blauen Auge davonkommen. Nur 4 Prozent rechnen mit einem Verlust.
Coop und Migros mit grosser Nachfrage
Diese positive Tendenz bestätigen auch die beiden Schweizer Grossverteiler. «Wir spüren eine stark erhöhte Nachfrage nach Schnittblumen und Zimmerpflanzen», schreibt Coop auf Anfrage. Und die Migros teilt mit: «Nach dem Lockdown erfreuten sich Blumen und Pflanzen einer enorm gestiegenen Nachfrage. Mittlerweile haben sich die Verkäufe auf Vorjahresniveau eingependelt.»
Die Kunden würden sich wohl aufgrund der «wegfallenden Ferien im Ausland» ihre Heime verschönern, was sich auch positiv beim Verkauf von Dekorationsartikeln, Zimmerfarben und Lichtinstallationen zeige, sagt die Migros.
Pflanzen für Video-Konferenz
Für den Schweizer Floristenverband mit seinen 850 Mitgliedern hat die Corona-Medaille zwei Seiten. «Einerseits machen viele Läden deutlich mehr Umsatz», sagt Verbandsvizepräsident Serge van Egmond. Denn Blumen würden nicht nur Wohnungen verschönern, sondern auch das Raumklima verbessern. «Zudem machen sich Pflanzen gut als Hintergrund bei Video-Konferenzen.»
Allerdings: «Die Kehrseite ist, dass viele Anlässe wie Kongresse, Messen oder Generalversammlungen abgesagt wurden und wir diese nicht mit Blumen schmücken konnten.» Darum fehle nun vielen Unternehmen einen Teil des Umsatzes, sagt Serge van Egmond.
Ab- aber auch Aufbau von Stellen
Dass nicht alle Pflanzenbetriebe von Corona profitieren, zeigt sich auch in der Umfrage von Jardinsuisse: 12 Prozent der Betriebe geben an, sie müssten bis Ende Jahre Stellen abzubauen. Jedoch gibt es auch hier positive Signale: Mehr Betriebe, nämlich 14 Prozent, überlegen sich derzeit, zusätzliche Leute anzustellen. Auch, weil Corona ihnen mehr Arbeit bringt.