Tiefe Steuern machen die Schweiz für Grosskonzerne seit vielen Jahren attraktiv. Doch voraussichtlich schon in zwei Jahren kommt die globale Mindeststeuer von 15 Prozent auf Gewinnen, auf welche sich die meisten OECD-Länder kürzlich geeinigt haben.
Das ist den betroffenen Konzernen ein Dorn im Auge, die in Tiefsteuerkantonen wie Zug, Luzern oder Basel-Stadt gern weiterhin von Sätzen von 12 bis 13 Prozent profitieren möchten.
Deloitte-Umfrage: Ärgerlich, aber...
«Gemäss unserer neuen Studie sehen in der Tat international tätige Unternehmen die globale Mindeststeuer als eine Bedrohung des Wirtschaftsstandorts Schweiz», sagt Reto Gerber, Leiter Steuern des Beratungsunternehmens Deloitte Schweiz.
International tätige Unternehmen sehen die globale Mindeststeuer als eine Bedrohung des Wirtschaftsstandorts Schweiz.
Allerdings wird die OECD-Mindeststeuer auch in praktisch allen anderen Niedrigsteuerländern genauso greifen wie hier. Und im Vergleich zu diesen Standorten wie etwa Irland, Hongkong, oder Dubai schneidet die Schweiz insgesamt besser ab, sobald die extrem tiefen Steuern als schlagendes Argument in den Hintergrund rücken.
Steuern sind nicht der einzige Faktor
Als «sehr wichtig» qualifizieren die Unternehmen laut Gerber denn auch andere Faktoren wie die politische Stabilität, die funktionierende Infrastruktur und die hohe Lebensqualität: «Dazu kommen die geografische Lage mitten in Europa und die verfügbaren Fachkräfte in der Schweiz.»
Tiefe Steuern allein reichen also nicht, damit die Firmen hinziehen. Es braucht ein ganzes Bündel zusätzlicher Faktoren. Und in dieser Hinsicht hat die Schweiz viel zu bieten. Und dies, obwohl sie gerade mit Blick auf die Löhne ein teures Pflaster für die Konzerne ist. Gerber verweist auf die hohen Lebenshaltungskosten etwa in Zug und die hohen Löhne im Talent-Pool von Zürich und Umgebung.
Kantone beobachten reges Interesse
Umso mehr muss sich ein Kanton wie Zug mit anderen Pluspunkten hervortun. Offenbar gelingt das auch. Das bestätigt Finanzdirektor Heinz Tännler: «Wir führen heute schon sehr viele Gespräche vor Einführung der Mindeststeuer. Viele internationale Unternehmen klopfen bei uns tatsächlich an. Die Tendenz ist sehr positiv.»
Viele internationale Unternehmen klopfen bei uns an. Die Tendenz ist sehr positiv.
Zug sei kein Einzelfall, sagt Reto Gerber, Leiter Steuern von Deloitte Schweiz. «Wir beobachten im Moment recht viele Ansiedlungen. Ein Kanton berichtet sogar, richtiggehend überrannt zu werden von Anfragen – trotz geplanter Mindeststeuer.»
Andere «Hebel» zur Auswahl
Auch der Standortwettbewerb zwischen den Kantonen dürfte mit der globalen Mindeststeuer nicht gänzlich ausgehebelt werden. Im Kanton Zug etwa weist Finanzdirektor Tännler auf andere Hebel hin, die da bedient werden könnten. Der Kanton Zug habe den Steuerfuss für natürliche und juristische Personen im Rahmen der Pandemie bereits um zwei Prozent gesenkt. Zurzeit diskutiere das Parlament, die Vermögenssteuer vor allem tariflich zu senken.
Noch läuft der Wettbewerb innerhalb der Schweiz und international. Wie viele Konzerne die Schweiz tatsächlich anlocken kann, ist offen. Aber klar ist: Auch wenn sich manche Konzerne über die neue OECD-Mindeststeuer ärgern – die neue OECD-Mindeststeuer allein ist noch kein Grund, die Schweiz zu verlassen.