«Kaufe Autos für Export – Zustand und Kilometer egal – Barzahlung» dazu eine Handynummer, wo sich Interessierte melden können. Solche Visitenkarten, eingeklemmt unter dem Scheibenwischer am Auto, kennen viele. Auf den ersten Blick wirkt das Business undurchschaubar. Tatsächlich ist der Export von gebrauchten Fahrzeugen aus der Schweiz ein Millionengeschäft.
Ein Blick auf die Aussenhandelsstatistik zeigt: Die meisten Autos landeten 2023 in Serbien, gefolgt von Polen, Bulgarien und Frankreich. Fahrzeuge nach Übersee werden oft in Basel verschifft, innerhalb Europas läuft der Transport über die Strasse.
Insgesamt wurden fast 136'000 Fahrzeuge für den Gesamtwert von 642 Millionen Franken exportiert. Zum Vergleich: 2013 waren es noch rund 125'000 Fahrzeuge für total knapp 330 Millionen Franken gewesen.
Viele Versuche von Radio SRF, mit einer Person hinter der Visitenkarte zu sprechen, laufen ins Leere. Begründungen gibt es kaum. Aber: Mit den richtigen Papieren ist der Export nicht illegal, das bestätigt auch der Zoll. Woran liegt es, dass das Geschäft so verschwiegen ist?
Autoexporte werden oft mit Bargeld abgewickelt. Bargeschäfte hinterlassen kaum Spuren. Die Behörden beobachten das Business haargenau – wegen des Verdachts auf Geldwäscherei oder organisierte Kriminalität. Im Geldwäschereigesetz steht deshalb, worauf Garagen beim Handel mit Occasionsautos achten müssen, wenn Barzahlungen im Spiel sind.
Schliesslich gelangt SRF an einen Händler in Serbien, der anonym bleiben will. Schweizer Autos seien besonders beliebt, sagt er: «Die besten Wagen sind aus der Schweiz, weil sie kaum Kilometer drauf haben. Wir machen kaum Export aus Deutschland, da diese schon viel zu viele Kilometer gefahren sind.»
Seit wir kein Visum mehr brauchen, geht jeder hin und kauft selbst.
Gefragt sind deutsche Marken wie Volkswagen, weil es in Serbien viele Ersatzteile dafür gebe. Das Geschäft habe sich aber verändert, sagt der Händler: «Wir machen das seit 15 Jahren, aber das Geschäft läuft nicht mehr so gut wie früher.» Es gebe viel mehr Händler, der Markt sei umkämpfter. Weil: Der Kunde hole sein Auto gleich selbst in der Schweiz ab.
«Seit wir kein Visum mehr brauchen, geht jeder hin und kauft selbst. Die Suche findet im Internet statt, die Kunden gehen alleine, machen einen Kurzurlaub und bringen das Auto hierher zurück», erzählt der serbische Autohändler. Hinzu kämen die steigenden Kosten. Die Verzollung kostet unterdessen zwischen 1000 und 1500 Euro, hinzu kommen Steuern. Unter dem Strich gebe es heute pro Auto einen Gewinn von etwa 2000 Euro. Zu Spitzenzeiten sei der Gewinn fast doppelt so hoch gewesen.
Auch herkömmliche Garagen arbeiten mit den Exporthändlern zusammen, wenn Autos nicht mehr Schweizer Standards entsprechen und sich eine Reparatur sowohl für die Besitzerin als auch für die Garage nicht mehr lohnt. «Wir arbeiten immer mit den gleichen Händlern zusammen. Dann kriegen wir eine Offerte für Preise in gewissen Ländern. Oder der Händler bereitet das Auto selbst nochmals auf. Diese ‹Kiesplatzhändler› haben eine andere Kundschaft», erklärt ein Verkaufsleiter einer Garage in der Ostschweiz.
Woanders würden Autos, welche in der Schweiz ausgemustert werden, noch länger gefahren. Wohin seine Autos kommen, weiss der Garagist nicht immer: «Unter dem Strich ist es mir auch egal. Ich bin froh, wenn ich das Auto weitergeben kann und es nicht mehr bei uns auf dem Platz steht.»