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Autozulieferer leiden unter unterbrochenen Lieferketten
Aus SRF 4 News aktuell vom 27.06.2022. Bild: imago images
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Zukunft der Autobranche «Es geht nicht ohne Preiserhöhungen in der Autozulieferbranche»

Die globalisierte Wirtschaft hat seit Monaten grosse Probleme. So sind etwa viele Lieferketten unterbrochen. Die Autoindustrie spürt das ganz besonders. Sie bezieht ihre Bauteile auf der ganzen Welt. Ein betroffenes Unternehmen ist der deutsche Zulieferer ZF. Chef Wolf-Henning Scheider spricht über Probleme und Lösungen.

Wolf-Henning Scheider

Vorstandsvorsitzender, ZF Friedrichshafen

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Wolf-Henning Scheider ist seit dem 1. Februar 2018 Vorsitzender des Vorstands beim Autozulieferer ZF Friedrichshafen.

SRF News: Wie ist die aktuelle Lage?

Wolf-Henning Scheider: Die weltweiten Lieferketten sind durch verschiedene Anlässe völlig durcheinandergeraten. Das hat uns in den letzten zwei Jahren sehr viel Kopfzerbrechen bereitet. Die Halbleiter haben zum Beispiel die Lieferketten unterbrochen. Dazu kommt eine grosse Logistikstörung, wie letztes Jahr mit dem Schiff im Suezkanal. Daher können einige Teile nicht richtig ankommen.

Ich sehe nicht eine grundsätzliche Abkehr vom Prinzip einer sehr effizienten Logistik.
Autor:

Ich sehe aber nicht eine grundsätzliche Abkehr von diesem Prinzip einer sehr effizienten Logistik. Denn letztendlich hat das dazu geführt, dass man sehr hochwertige Fahrzeuge auch preiswert anbieten kann. Und man kann ja nicht alles in Preiserhöhungen umsetzen. Das wird der Verbraucher auch nicht goutieren.

Firmensitz des Autozulieferers ZF.
Legende: Das Unternehmen ZF aus Friedrichshafen am Bodensee beschäftigt 150'000 Angestellte auf der ganzen Welt. Es macht rund 38 Milliarden Euro Umsatz (rund 38.5 Milliarden Schweizer Franken). imago images

Bleiben wir bei den Lieferketten. Was ist für Sie aktuell das Problem? Sind es die stillstehenden Fabriken? Oder dass die Teile gar nicht bis zu den Zulieferbetrieben kommen, die sie dann auch wieder weiterverarbeiten können?

Es kommen mehrere Effekte gleichzeitig zusammen. Und das ist die grosse Herausforderung, die wir in der Branche in Jahrzehnten so nicht erlebt haben. Ein Punkt sind die Halbleiter, die Chips. Die haben durch Homeoffice und neue Technologien so viel Bedarf bekommen, dass die Zulieferer-Werke völlig ausgelastet waren.

Wir müssen täglich umplanen, um die Werke am Laufen zu halten.
Autor:

Das zweite ist der Krieg in der Ukraine. Das hat bestimmte Zulieferer-Betriebe behindert. Die laufen inzwischen zum grossen Teil wieder. Aber das hat eine weitere Störung gebracht. Und der dritte massive Effekt ist die Covid-Situation in China. Die führt dazu, dass Schiffe nicht abgefertigt werden, LKWs in China nicht fahren und deswegen Teile aus dieser Region fehlen. Damit sind wir im ständigen Optimierungsmodus und müssen täglich umplanen, um die Werke am Laufen zu halten.

In der Autobranche, in der Autozulieferer-Branche insbesondere, gab es einen extremen Preisdruck. Ist der Preis jetzt vielleicht nicht mehr ganz entscheidend, auch zugunsten der Verfügbarkeit von Bauteilen?

Natürlich spielt das eine Rolle. Grundsätzlich werden die Preise sich in den nächsten Monaten verändern. Das tun sie jetzt schon. Sie hören von Fahrzeugherstellern, dass die Preise teilweise deutlich steigen. Wir als Zulieferer müssen das auch tun. Da spielt zum einen die Lieferfähigkeit eine Rolle, aber natürlich auch die Inflation. Kräftige Preiserhöhungen sind für die Branche eine neue Erfahrung. Und gerade für uns Zulieferer ist es im Moment das Hauptthema.

Zahlreiche Container, mehrere Güterzüge und ein Portalkran stehen auf dem Gelände des DUSS-Terminal Hamburg Billwerder.
Legende: Die Grössenordnung der Preisaufschläge lässt sich laut ZF-Chef Scheider mit den Inflationsraten vergleichen: «Im Schnitt sieben bis acht Prozent.» Keystone

Einige Unternehmen in den USA können die Preiserhöhungen nicht mehr weitergeben. Wie schaut es bei Ihnen aktuell aus?

Wir müssen es. Es gibt die Energiepreiserhöhungen und die Materialpreiserhöhungen. Allein die Inflation übersteigt die gesamten Erträge, die wir in den letzten Jahren jährlich erreicht haben. Wenn wir nicht in die Preiserhöhung gehen würden, wäre der Ertrag weg. Das würde das Unternehmen gefährden. Insofern geht es nicht ohne die Preiserhöhungen. Das ist nicht einfach. Es braucht sehr viele Gespräche. Aber es geht kein Weg dran vorbei. Ich sehe uns auch gesamt als Branche auf diesem Pfad.

Das Gespräch führte Matthias Heim.

So ist die Lage bei Mercedes Schweiz

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Wer ein neues Auto kaufen will, wartet je nach Modell bis zu anderthalb Jahre auf das Fahrzeug. Auch Mercedes kämpft mit den langen Lieferfristen und Lieferengpässen. Bei Mercedes suche man mit der Kundschaft im Einzelfall nach Lösungen für das Auto oder einen Übergang. «In den allermeisten Fällen funktioniert das, sodass wir dem Ruf unserer Marke dann auch gerecht werden», sagt Marc Langenbrinck, Schweiz-Chef von Mercedes.» Das Verständnis und Bewusstsein der Konsumentinnen und Konsumenten sei sehr wichtig – und vorhanden.

Schanghai ist dabei, die Lockdowns zu lockern. Die Hoffnung steigt, dass die Fabrikation wieder in Gang kommt und die Lieferketten wieder besser funktionieren. Es gibt Licht am Horizont, sagt Langenbrinck. «Wir denken, dass sich die Situation in der zweiten Jahreshälfte deutlich entspannt.» Vorbei sei der Stau allerdings noch nicht, das würde die aktuelle Lage in Schanghai zeigen. Zudem beklage die Logistikbranche einen Fachkräftemangel. «Wir sind noch nicht am Ende des Tunnels. Aber wir sehen dieses angenehme Leuchten, wenn es dann bald wieder herausgeht.»

Aktuell stehen wir auch in einer Transformation der Branche selber: weg vom Verbrenner, hin zum Elektroauto. Auch Mercedes wird Ende dieses Jahres acht elektrische Fahrzeuge auf dem Markt haben, sagt der Mercedes-Schweiz-Chef. Zu diesem Wandel gehören aber auch Fragen wie: «Wie und wo kann ich laden? Wo kommt der Strom her? Wie vergleiche ich von einer Verbrauchssteuer her Elektrofahrzeuge mit Verbrennern? Wie führe ich den politischen und gesellschaftlichen Diskurs? Da gibt es eine ganze Menge Themen, an denen wir gerne mitarbeiten, die wir aber nicht alleine lösen können. Es braucht einen Verbund und da müssen wir schneller werden.»

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Angeschlagene Autoindustrie
aus Rendez-vous vom 27.06.2022. Bild: Keystone (Symbolbild)
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SRF 4 News, 27.6.2022, 6:50 Uhr ; 

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