- Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung OECD veröffentlicht ihren neuesten Wirtschaftsausblick, der Analysen und Prognosen für die Weltwirtschaft enthält.
- Darin senken sie ihre Wachstumsprognosen und heben die Inflationsschätzungen an.
- In der Schweiz erwartet die OECD in diesem Jahr eine Inflation von 2.5 Prozent.
Der OECD-Generalsekretär Mathias Cormann und die stellvertretende Generalsekretärin Laurence Boone stellten in Paris den aktuellsten Wirtschaftsausblick vor. Der Krieg in der Ukraine habe die Wachstumsaussichten weltweit deutlich verschlechtert. Auch die Schweiz ist betroffen.
Die OECD erwartet im laufenden Jahr 2022 nur noch ein Wachstum des Bruttoinlandprodukts von 2.5 Prozent, nachdem sie bisher von einem Plus von drei Prozent ausgegangen war. Auch für das 2023 zeigen sie sich zurückhaltender und prognostizieren eine Verlangsamung des Wirtschaftswachstums auf 1.3 Prozent nach bisher 1.8 Prozent.
Die steigenden Energie- und Güterpreise wie auch die Lieferengpässe bremsten das Wachstum in der Schweiz und trieben auch die Inflation deutlich über den Zielbereich der Schweizerischen Nationalbank (SNB). In diesem Jahr erwartet die OECD eine Inflation von 2.5 Prozent, im kommenden Jahr soll sie sich auf 1.8 Prozent abschwächen. Sollten die Störungen der globalen Lieferketten länger anhalten, könnte die Inflation jedoch deutlicher ansteigen und die Wirtschaftstätigkeit niedriger ausfallen.
Insgesamt erachtet die OECD die Geldpolitik in der Schweiz als angemessen. So hätten sich die langfristigen Inflationserwartungen nicht erhöht. Zudem werde der Schweizer Franken von Zuflüssen von seinem Status als «sicherer Hafen» gestützt.
Weltweit sinken die Wachstumsprognosen
Auch was die Weltwirtschaft betrifft, hat die OECD die Wachstumsprognosen gesenkt und die Inflationsschätzungen angehoben. So werde sie 2022 nur noch um drei Prozent wachsen und damit deutlich langsamer als noch im Dezember mit 4.5 Prozent prognostiziert. Auch für das nächste Jahr rechnet die Organisation mit einem tieferen Wirtschaftswachstum (2.8 Prozent) als die zuvor erwarteten 3.2 Prozent.
In der Zwischenzeit sei eine schnelle Entlastung der Preiserhöhungen unwahrscheinlich. Die Inflation werde in diesem Jahr in den OECD-Ländern voraussichtlich einen Höchststand von 8.5 Prozent erreichen, bevor sie im 2023 wieder auf 6 Prozent sinken wird.
Grosse Abhängigkeit vom Weizenimport
Besonders betroffen von den hohen Rohstoffpreisen sind Schwellenländer. In Afrika und im Nahen Osten wird ein Grossteil des täglichen Nahrungsbedarfs durch Brot gedeckt. Viele dieser Länder sind jedoch stark von Getreideimporten aus Russland und der Ukraine abhängig.
Gemäss der OECD drohen in solchen Ländern Nahrungsmittel-Krisen. Wie stark diese ausfallen, hängt kurzfristig massgeblich von der weiteren Kriegsentwicklung in der Ukraine ab.
Laut dem Wirtschaftsprofessor Reto Föllmi wäre es wichtig, dass auch Schwellenländer auf dem Weltmarkt der Nahrungsmittelproduktion partizipieren können. «Heute ist es oft so, dass ein Land in Afrika nicht leicht Produkte nach Europa exportieren kann. Dies aufgrund von Zollbeschränkungen und Subventionen, die wir für unsere eigene Landwirtschaft ausgeben.»
Export-Profiteure
Wo diese Situation nun vielen Ländern teuer zu stehen kommt, gibt es auch Profiteure. Besonders Staaten, deren Exporte stark von Rohstoffen abhängen, wie beispielsweise Russland oder Saudi-Arabien, profitieren.